„A weekend
turns into a week, a week into a month… Before you know it, dreadlocks are a
serious consideration.“ – Nun, für mich nicht. Weder was die Aufenthaltsdauer angeht,
noch meine Einstellung zur Haar-Hygiene. Dennoch war der zweinächtige Stopp in
Byron Bay mehr als nur das Erfüllen der traveller’s duty, da die kleine Stadt
wirklich einige Nächte wert ist.
Da ich mich bei der Hostelauswahl nur ungern auf die unzuverlässigen
und meist fehlerhaften Angaben im Internet und den Apps verlasse, wähle ich
meine Hostels eigentlich immer nach ihrem Ruf. Irgendjemand im aktuellen Hostel
war sicher schon einmal in der Zieldestination und weiß etwas zu sagen.
Für die 5000-Einwohner-Stadt Byron Bay, die ein Muss-Stopp
für jeden Ostküstenreisenden ist, wurde mir die „Arts Factory Lodge“ empfohlen.
Ungesehen und ohne Google habe ich dort angerufen und zwei Nächte gebucht –
eigentlich wollte ich drei Nächte bleiben, um genug Zeit zu haben, doch
angesichts dem stolzen Preis von 40$/Nacht habe ich die dritte ausfallen
lassen. Zum Vergleich: in Yamba schlief man für 28,50$ und aktuell in Brisbane
für 24$. Durch die späte Abfahrt des Busses hatte ich zwei volle Tage, die mir
gereicht haben.
Im Bus nach Byron, der wegen überfluteten Straßen zu Umwegen
gezwungen wurde, habe ich den Lonely Planet geöffnet und musste angesichts der
Yoga-Lessons und dem „hippie-esque setting“ lachen. Elisabeth begann, sich
ernsthaft Sorgen zu machen - zuerst die Entdeckung der Sojasoße zu den
alltäglich gebratenen Nudeln und jetzt die Übernachtung in so einem Öko-Tempel.
Beruhigenderweise ist meine diesel- und hubraumfreundliche Weltanschauung aber
noch immer dieselbe; und außerdem ist diese
Reise ja dazu da, den Horizont zu erweitern.
Trotz CO2-Fingerprint gibt es einen Shuttlebus zur etwas
außerhalb gelegenen „Lodge“, den ich bei strömenden Regen gerne in Anspruch
nahm. Dummerweise war er 40 Minuten zu spät, sodass ich auch mit Unterstand völlig
durchnässt wurde. Als ich dann in trockene Klamotten wollte, nachdem ich mich
erfolgreich gegen die (ungefragte und automatische!) Bezahlung eines zusatzlichen
Dollars pro Nacht zur Reduzierung des ökologischen Fußabrucks gewehrt habe,
fand ich eine geplatzte Duschgeltube und adidas im gesamten Rucksack vor. Zusammen
mit dem eingedrungenen Regen hat nicht nur die Zahnbürste ziemlich geschäumt…
Am nächsten Morgen hat es gegossen wie aus Kübeln. Die
Gegend hatte mit einigen Zyklonen zu kämpfen: Brisbane hat sich auf das
über-die-Ufer-Treten eines Flusses gewappnet und Bundaberg wurde evakuiert.
Zwei der Nürnberger, die ich in Sydney kennen gelernt habe, haben nun freie
Kost und Logis durch das Rote Kreuz, weil die halbe Stadt unter Wasser steht
(fast neun Meter) und aus dem Norden hinuntergespülte Krokodile die „Straßen“
unsicher machen. In europäischen Medien muss der Teil von Australien, der noch nicht
abgebrannt ist, jetzt überflutet sein.
Den draußen nicht nutzbaren Tag habe ich mit dem Internet
verbracht – eMails schreiben, Blogs lesen und Jobs suchen. Am Nachmittag haben
sich zwei deutsche Männer und zwei Frauen (nicht-Hippies) zu mir gesellt und
wir haben den Abend im allgegenwärtigen Gras-Dunst verbracht.
Leider wurde alles weggeworfen. Keine Chance auf Free Food. |
Das Hostel ist voller langhaarigen und tätowierten Menschen,
die einen alternativen Lebensstil verfolgen und gerne ihr Bewusstsein erweitern.
In meinem Zimmer wurden Pilze verkauft.. Aber alle sind sehr freundlich und nur
wenige haben gestunken. Jedoch habe ich noch nie so viel Tofu und noch nie so
viele Essen-klauen-ist-böse-Schilder in einer Küche gesehen. Durch den Zyklon
ist leider der Strom in Byron ausgefallen und Woolwoths musste sein Kühlregal
ausräumen - sonst hätte ich einen riesen Spaß daran gehabt, ein fettes Stück Fleisch
in die Pfanne zu hauen!
Byron ist besonders für die lebhafte Hippieszene und die
laid-back-Atmosphere bekannt. Viele leben einen organic lifestyle mit dem, was
dazugehört und so spürt man eine lockere Stimmung in den Straßen. Das hat mir
gut gefallen.
Jaa..Happy Herbs...ist klar |
Abgesehen davon ist am Stadtrand der östlichste Punkt auf
dem australischen Festland, der von dem stärksten Leuchtturm des Kontinents
bewacht wird. Am nächsten Morgen war am Himmel keine Spur mehr vom Zyklon zu
sehen und ich spazierte den ganzen Tag durch die Stadt und über den riesigen
Strand von Byron Bay Richtung
Leuchtturm. Die See war noch immer aufgewühlt und hat beeindruckend ihre Kraft
präsentiert – über eine halbe Stunde habe ich am fast östlichsten Punkt des
Kontinents zugesehen, wie sich Welle für Welle gegen die Küste stemmt.
Fast der most easterly Point. |
Da kaum Touristen da waren, war es am most easterly point of
australian mainland sehr schön. Ich war da!
Am Abend habe ich mich noch mit Kathy und Lia aus Yamba
getroffen und bin danach nach Brisbane aufgebrochen. Dort bin ich jetzt seit
zwei Nächten und habe viele alte Bekannte wieder getroffen – einen aus Coffs sogar
einfach auf der Straße. Und das bei zwei Millionen Einwohnern.
Allerdings habe ich auf dem Weg von Byron nach Brisbane
Surfer’s Paradise ausgelassen. Viele haben gesagt, dass sich ein Besuch nicht
lohnt, doch ich habe einfach das Gefühl etwas verpasst zu haben. Deshalb
verlasse ich Brisbane morgen wieder Richtung Süden und freue mich darauf!
Free? Take it! |
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