Montag, 4. März 2013

Einmal Paradies, bitte


Our Whitehaven-Familiy

In dem Moment, in dem wir unsere Schuhe abgegeben hatten und an Bord der SV Whitehaven gingen, begann für mich, 15 weitere Passagiere und die dreiköpfige Crew ein erinnerungswürdiger Trip mit bestem Wetter, Schildkröten und toller Atmosphäre. In den folgenden zwei Tagen fuhren und segelten wir durch die 74 Inseln der Whitsundays und genossen die beeindruckend unreale Schönheit von kristallklarem, azurblauem Wasser, grünen Inseln und weißen Stränden – es gab wohl niemanden, der nicht gerne länger geblieben wäre.

Mehr oder weniger spontan gebucht, begann meine Vorbereitung auf den Trip mit dem Einkauf von Bier und Badehosen – ein solches Highlight verdient etwas Besonderes. Allerdings stellte sich das Packen als schwierig dar, denn man durfte nur eine kleine, von Whitsunday Tours gestellte Tasche mit auf das Boot bringen, die selbst mit den nur wenigen mitzubringenden Utensilien (Klamotten, Strandhandtuch und Kamera) hoffungslos überfüllt war.


Man traf sich am Hafen um halb neun unter Dach – es regnete und war verhältnismäßig kalt. Angesichts des Wetterberichts von Airlie Beach habe ich vorsichtshalber ein Buch eingepackt, denn es war bestenfalls leichter Regen vorhergesagt. Während der ersten drei Stunden auf dem Weg zur Ostseite von Whitsunday Island war das Wetter auch eher mäßig und ich einigte mich mit der deutschen Tina darauf, notfalls Erinnerungen und Erzählungen soweit wie nötig zu glorifizieren.


Zeremoniell begann unsere Eco-Sailing Safari mit der Abgabe der Schuhe. Das Boot sei die nächsten Tage unser Zuhause, und außerdem wären wir im Urlaub, so unser dreadgelockter Skipper – endlich einer, der sich von den enttäuschenden Kiffer-Dreadlockern positiv abhebt. Wir verließen den Hafen mit Regenschutz und lernten nach dem Beziehen der Kabinen einander kennen.

Unsere SV Whitehaven ist ein Schiff mit über 17 Metern Länge und einem Maximum von 27 Personen an Bord. Da wir aber nicht ausgebucht waren, gab es großzügig Platz an Deck und auch in den Kabinen.

Unser Schiff - SV Whitehaven


Meine Kajüte

Durch den begrenzten Frischwasservorrat blieb es bei einer
One-Minute-Shower am Tag - eigentlich gar nicht so schlimm.

Die Whitehaven gehört schon den größeren Schiffen, doch war die Gruppengröße meiner Einschätzung nach perfekt – international, vielseitig und unterschiedlich. Wir waren schwedisch, brasilianisch, deutsch, österreichisch, englisch, französisch, belgisch und kanadisch, die Crew australisch und neuseeländisch. Das Deck war groß genug, um nicht aufeinander zu sitzen und doch hat sich eine tolle Gruppenatmosphäre entwickelt, von der sich niemand exkludierte. Es gab immer ein Gesprächspartner, ein Thema und etwas zu lachen. Der bärtige Ryan, unser Dreadlock-Skipper Josh und Koch Ben wurden eher als Mitpassagiere als als Crew wahrgenommen.


Nachdem wir durch die ersten Wolken gefahren sind – ohne Wind leider mit Motor – wurde das Wetter kontinuierlich besser. Unser erster Stopp war Tongue Point auf der Hauptinsel Whitsunday Island und wir blieben sogar trocken.

Die Whitsundays heißen übrigens Whitsundays, weil Cook sie am weißen Sonntag entdeckte. Die 74 Inseln verschiedener Größe sind eigentlich Bergspitzen und gehören so ernst genommen noch zum Festland. Nur sieben Inseln haben Hotels, die meisten sind unbewohnt und fast alle Inseln sind Teil eines Nationalparks. Abgeschirmt vom Great Barrier Reef sind sie ein perfektes Segel- und Schnorchelrevier, außerdem gibt es zahlreiche Wander- und Campingmöglichkeiten. Sie gehören zur traveller’s duty der Ostküste und sind dementsprechend erschlossen, doch verlieren sich die Schiffe abseits des sieben km langen Whitehaven Beach, der 10 Minuten Fußweg durch den Busch von Tongue Point entfernt ist.

Dieser Buschwalk erfüllte denke ich den Öko-Teil des Eco-Sailings. Auf dem Weg zum Lookout sprach Ryan über Flora und Fauna der Inseln: zB sind die Bäume wegen der Nährstoffknappheit und dem steinigen Untergrund eher dünn und hoch. Engländer Dave überprüfte, ob der Hintern von den in Blätterknollen hausenden Ameisen wirklich nach Zitrone schmeckt – er tut es. Ich hab es ihm einfach mal geglaubt.



Der Lookout bot einen magischen Blick auf den mittlerweile sonnigen Whithaven Beach. Er ist das Symbol der Whitsundays und zählt mit seinem feinen weißen Silicia-Sand nicht nur als einer der schönsten Strände Australiens, sondern der ganzen Welt. Die grünen Hügel wirken im Kontrast zu dem kristallenen Wasser, das die Sonne azurblau färbt, und dem blendend weißen Sand im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich.



Esk Island im Hintergrund: tödlichste Insel der Welt (pro km^2)

Da das Wetter immer besser und vor allem besser als erwartet wurde, verbrannte sich die Hälfte der Gruppe beim Sonnenbaden am Nachmittag…es verliert sich, doch herrscht auf dem Strand als Pflichtdestination jeder Whitsunday-Tour ein Kommen und Gehen. Aus Zufall traf ich wieder einmal Kathy aus Yamba wieder – irgendwie ist Australien scheinbar doch nicht so groß.




Vor Einbruch der Dämmerung kehrten wir zum Schiff zurück und fuhren für die Übernachtung um Whitsunday Island herum. Hier sollte die See ruhig bleiben…auch bei schlechtem Wetter herrscht im Übrigen kaum Seegang, denn durch das Riff ist das Wasser meist glatt bis zum Horizont. Irgendwie gab es während unserer ersten Nacht aber trotz Riff genug Wellen, die vielen von uns Süßwassermatrosen den Schlaf raubten. Das Boot schwankte und rollte und immer wieder prasselte der Regen auf das Deck. Da die Tage um sechs oder sieben Uhr früh beginnen, war diese Nacht sehr kurz; der folgende Samstag bot als „Haupttag“ der Tour mit bestem Wetter und tollen Locations aber keine Minute für einen Mittagsschlaf – der Blick auf Wasser und Insel war einfach zu schön, um die Augen zu schließen.





Vanessa, unser Geburtstagskind! Inmitten der Whitsundays 30 werden: "Best birthday ever!"



Unser Koch Ben


Direkt nach dem Frühstück brachen wir zu unserer ersten Kajak- und Schnorcheldestination auf. Bereits um neun war es brütend heiß und das Wasser lud laut zum Hineinspringen auf, doch gibt es ein großes „aber“ für den Norden der Ostküste Australiens: Stingers.

Die teilweise nur 10 cm großen Quallen sind nicht zu sehen, doch gerät man in Kontakt mit ihren Nesseln, injizieren die Giftstacheln (stingers) genug Gift in den Körper, um einen Menschen in 30 Minuten zu töten. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, muss man für jeden Gang ins Wasser, ob zum Schnorcheln, Schwimmen oder Kajak Fahren, einen Stinger Suit anziehen. Er lässt nur Füße, Hände und Gesicht frei und fängt die stingers ab. Zwar ist er nur einen Millimeter dick und hilft beim Dümpeln an der Oberfläche, doch ist das Wassererlebnis einfach nicht dasselbe – zumal das An- und Ausziehen anstrengend ist und aggressiv macht! 

Suit up! @ Whitehaven Beach

Hochsaison ist November bis Mai und so sollte man diese Gefahr wirklich ernst nehmen. Ich habe das erst auf der Fahrt erfahren und finde es sehr schade, da ich in drei Wochen mit dem Rest der Familie eben diese Stinger-Suit-Küste mit dem Wohnmobil abfahren werde.

Suit hin oder her, das Schnorcheln ist unglaublich. Korallen von einem Meter Tiefe an, Fische und Farben überall. Wer denkt, dass die Katalogbilder Katalogbilder sind, liegt falsch – es sieht wirklich so aus. Man kann sich stundenlang einfach treiben lassen und dem wuseligen Treiben der hunderten Fische oder dem stetigen Hin- und Herschwingen der Weichkorallen. Alles wie im Katalog oder Werbefilm, vor allem, wenn die Sonne direkt auf das Wasser scheint und ein unwirklich-magisches Licht auf diese Naturwunder wirft. 







Die GoPro hat sich wieder einmal bezahlt gemacht. Einzig Tauchen kann hier besser sein, da ich gerne länger als für nur einen Atemzug direkt über den Korallen sein würde. Wo man auch hinschaut, irgendetwas schwimmt immer vorbei…und mein neues Lieblingstier auch: Schildkröten.




 Diese Tiere strahlen eine bedächtige Ruhe und Besonnenheit aus, wenn sie trotz ihres dicken Panzers durch das Wasser fliegen. Ein paar Schnorchler interessieren das alte Tier nicht, und so wurde eine einmal entdeckte Turtle ständig von einer Traube dauerfotografierender Schwimmer verfolgt – mich eingeschlossen. 

Schildkrötenstreicheln - was will man mit Koalas?

Aha, eine Amphibie...Luft schnappen an der Oberfläche




Ich habe sogar eine Schildkröte – persönliches Highlight! – angefasst und versucht, ein Foto mit ihr zu schießen. Ein anderes Mal habe ich sogar zwei Schildkröten zusammen gesehen.
Erst danach habe ich erfahren, dass diese Tiere eigentlich gefährlicher als Haie sind, da sie ihre immense Beißkraft schneller einsetzen. Egal, was macht man nicht für ein Foto für den Blog!

Kristallklares Wasser - unglaublich

Ready for Olympia





Im Laufe des Tages sind wir noch zwei weitere Male an anderen Stellen Schnorcheln gewesen. Über Stunden blieb der Kopf unter Wasser und selbst am Abend war der Blick auf die Korallen und ihre Bevölkerung nicht langweilig – doch waren wir uns einig: schon nach dem zweiten Mal hätten wir zurückfahren können und wären glücklich und zufrieden mit dem Gesehenen gewesen. Das Wetter war traumhaft und bot keinen Bedarf der Glorifikation. Wir wussten es außerdem sehr zu schätzen, da wir mit Blick auf das Festland stets an das schlechte Wetter zu Beginn erinnert wurden. 


Team IKEA





Ein Sonnenuntergang ohne Sonnenuntergang aber dafür Snacks am Strand rundete den Tag ab und ein schöner und geselliger Abend mit Gespräch, Goon und Kartenspiel folgte. Skipper Josh ließ uns an seinem Wissen über die Fische am Riff teilhaben und Ryan zeigte und das fluoreszierende Plankton im Wasser, indem er durch das Rühren mit einem Stab eine chemische Reaktion hervorrief. So warnt sich das Plankton vor Fressfeinden.

Team Germany 1

Team Germany 2
Team Germany 3

Neben dem Schnorcheln und der Natur gibt es noch einen weiteren Grund, warum sich diese Tour gelohnt und bezahlt gemacht hat: Das Essen. Ich wüsste mehr zu sagen, als interessant wäre…es ist backpacker’s heaven!


Morgens Frühstück mit Toast und Obst … mittags Thunfisch, verschiedene Salate, Wurst oder Chicken Wraps … nachmittags Kekse, Kaffee und Kuchen … als Appetizer vor dem Abendessen Nachos und Cracker mit Dip … abends Bolognese, Salate und spicy Chicken … was für ein Marathon! Trotz der Aktivitäten hatte ich nie Hunger und habe mir jedes Mal den Magen vollgeschlagen. An den Folgen werde ich die nächsten Wochen arbeiten müssen, denn ich habe wirklich viel gegessen.

Der erfahrene Leser weiß in diesem Zusammenhang natürlich auch um die Free-Food-Regeln. Nachdem ich das gesamte Boot auf eben diese Regeln eingewiesen habe, musste ich natürlich mit gutem Beispiel vorangehen und mich regelkonform verhalten. Es blieb trotzdem immer etwas übrig. Leider, leider ist das Boot als Restaurant ausgewiesen und muss daher alle leftovers wegschmeißen. Das war meine eigentliche Motivation beim Essen, denn ich finde es wirklich traurig, wenn zehn Portionen Spaghetti Bolognese im Müll landen. Sie durften mir aber wirklich nichts geben, mir hat es an Verpackung und Kühlmöglichkeit gefehlt und so gibt es ab heute doch wieder nur gebratene Nudeln und Nutellatoast.

Nach einem vierten Mal Schnorcheln und einem Besuch einer Aborigine-Höhle nahmen wir leider wieder Kurs auf Airlie Beach. Der Wind hatte aufgefrischt und so konnten wir endlich dem Sailing-Teil der Tour nachkommen. Irre, wie schnell und leise ein so großes Schiff nur durch die Kraft des Windes ist, auch wenn man nur schwerlich dabei stehen kann…

Der Kulturteil








Die ganze Fahrt über hatten wir keinen Zeitplan und so konnten wir immer selber entscheiden, wie lange wir an den entsprechenden Destinationen bleiben wollten. Das hat den Trip entzerrt und Terminstress vermieden. Wir alle waren ein tolles Team und hatten viel Freude. Facebook und eMail wurde ausgetauscht und ich würde mich über jedes Wiedersehen freuen. Man weiß ja nie... Schlussendlich haben wir uns alle inklusive Crew am Abend noch einmal getroffen und gemeinsam gegessen und getrunken. Ein schöner Abschluss, gesättigt in jeglicher Hinsicht!

Die Whitsundays gehören definitiv auf die „Zehn Dinge, die man gesehen haben muss“-Liste. Unwirkliche Schönheit, die beeindruckende Unterwasserwelt, das Essen, die Crew und nicht zuletzt die Mitreisenden haben diesen once in a lifetime-Trip jeden Dollar wert gemacht und ich bin traurig, dass er vorbei ist.

Eins hat er aber wieder einmal gezeigt: ein Max hat immer Glück!

PS. If you want some more pictures or those in full resolution, feel free to contact me! Biggest blogpost so far..

2 Kommentare:

  1. wie haben die es geschafft dieses riesen Schiff zu zweit zu segeln?!?! :O

    hört sich ja alles sehr nice an :) jealous as always

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  2. War ne geile Tour und wirklich hammer Fotos!
    Greetings from Team Germany 2 and 3

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