Our Whitehaven-Familiy |
In dem Moment, in dem wir unsere Schuhe abgegeben hatten und an Bord der SV Whitehaven gingen, begann für mich, 15 weitere Passagiere und die dreiköpfige Crew ein erinnerungswürdiger Trip mit bestem Wetter, Schildkröten und toller Atmosphäre. In den folgenden zwei Tagen fuhren und segelten wir durch die 74 Inseln der Whitsundays und genossen die beeindruckend unreale Schönheit von kristallklarem, azurblauem Wasser, grünen Inseln und weißen Stränden – es gab wohl niemanden, der nicht gerne länger geblieben wäre.
Mehr oder weniger spontan gebucht, begann meine Vorbereitung
auf den Trip mit dem Einkauf von Bier und Badehosen – ein solches Highlight
verdient etwas Besonderes. Allerdings stellte sich das Packen als schwierig
dar, denn man durfte nur eine kleine, von Whitsunday Tours gestellte Tasche mit
auf das Boot bringen, die selbst mit den nur wenigen mitzubringenden Utensilien
(Klamotten, Strandhandtuch und Kamera) hoffungslos überfüllt war.
Man traf sich am Hafen um halb neun unter Dach – es regnete
und war verhältnismäßig kalt. Angesichts des Wetterberichts von Airlie Beach
habe ich vorsichtshalber ein Buch eingepackt, denn es war bestenfalls leichter
Regen vorhergesagt. Während der ersten drei Stunden auf dem Weg zur Ostseite
von Whitsunday Island war das Wetter auch eher mäßig und ich einigte mich mit der
deutschen Tina darauf, notfalls Erinnerungen und Erzählungen soweit wie nötig zu
glorifizieren.
Zeremoniell begann unsere Eco-Sailing Safari mit der Abgabe
der Schuhe. Das Boot sei die nächsten Tage unser Zuhause, und außerdem wären
wir im Urlaub, so unser dreadgelockter Skipper – endlich einer, der sich von den
enttäuschenden Kiffer-Dreadlockern positiv abhebt. Wir verließen den Hafen mit
Regenschutz und lernten nach dem Beziehen der Kabinen einander kennen.
Unsere SV Whitehaven ist ein Schiff mit über 17 Metern Länge
und einem Maximum von 27 Personen an Bord. Da wir aber nicht ausgebucht waren,
gab es großzügig Platz an Deck und auch in den Kabinen.
Unser Schiff - SV Whitehaven |
Meine Kajüte |
Durch den begrenzten Frischwasservorrat blieb es bei einer One-Minute-Shower am Tag - eigentlich gar nicht so schlimm. |
Die Whitehaven gehört schon den größeren Schiffen, doch war
die Gruppengröße meiner Einschätzung nach perfekt – international, vielseitig
und unterschiedlich. Wir waren schwedisch, brasilianisch, deutsch,
österreichisch, englisch, französisch, belgisch und kanadisch, die Crew
australisch und neuseeländisch. Das Deck war groß genug, um nicht aufeinander
zu sitzen und doch hat sich eine tolle Gruppenatmosphäre entwickelt, von der
sich niemand exkludierte. Es gab immer ein Gesprächspartner, ein Thema und etwas
zu lachen. Der bärtige Ryan, unser Dreadlock-Skipper Josh und Koch Ben wurden
eher als Mitpassagiere als als Crew wahrgenommen.
Nachdem wir durch die ersten Wolken gefahren sind – ohne
Wind leider mit Motor – wurde das Wetter kontinuierlich besser. Unser erster
Stopp war Tongue Point auf der Hauptinsel Whitsunday Island und wir blieben
sogar trocken.
Die Whitsundays heißen übrigens Whitsundays, weil Cook sie
am weißen Sonntag entdeckte. Die 74 Inseln verschiedener Größe sind eigentlich Bergspitzen
und gehören so ernst genommen noch zum Festland. Nur sieben Inseln haben
Hotels, die meisten sind unbewohnt und fast alle Inseln sind Teil eines
Nationalparks. Abgeschirmt vom Great Barrier Reef sind sie ein perfektes Segel-
und Schnorchelrevier, außerdem gibt es zahlreiche Wander- und
Campingmöglichkeiten. Sie gehören zur traveller’s duty der Ostküste und sind
dementsprechend erschlossen, doch verlieren sich die Schiffe abseits des sieben
km langen Whitehaven Beach, der 10 Minuten Fußweg durch den Busch von Tongue
Point entfernt ist.
Dieser Buschwalk erfüllte denke ich den Öko-Teil des
Eco-Sailings. Auf dem Weg zum Lookout sprach Ryan über Flora und Fauna der Inseln:
zB sind die Bäume wegen der Nährstoffknappheit und dem steinigen Untergrund
eher dünn und hoch. Engländer Dave überprüfte, ob der Hintern von den in
Blätterknollen hausenden Ameisen wirklich nach Zitrone schmeckt – er tut es. Ich
hab es ihm einfach mal geglaubt.
Der Lookout bot einen magischen Blick auf den mittlerweile
sonnigen Whithaven Beach. Er ist das Symbol der Whitsundays und zählt mit
seinem feinen weißen Silicia-Sand nicht nur als einer der schönsten Strände
Australiens, sondern der ganzen Welt. Die grünen Hügel wirken im Kontrast zu
dem kristallenen Wasser, das die Sonne azurblau färbt, und dem blendend weißen
Sand im wahrsten Sinne des Wortes unglaublich.
Esk Island im Hintergrund: tödlichste Insel der Welt (pro km^2) |
Da das Wetter immer besser und vor allem besser als erwartet
wurde, verbrannte sich die Hälfte der Gruppe beim Sonnenbaden am Nachmittag…es
verliert sich, doch herrscht auf dem Strand als Pflichtdestination jeder
Whitsunday-Tour ein Kommen und Gehen. Aus Zufall traf ich wieder einmal Kathy
aus Yamba wieder – irgendwie ist Australien scheinbar doch nicht so groß.
Vanessa, unser Geburtstagskind! Inmitten der Whitsundays 30 werden: "Best birthday ever!" |
Unser Koch Ben |
Direkt nach dem Frühstück brachen wir zu unserer ersten Kajak- und Schnorcheldestination auf. Bereits um neun war es brütend heiß und das Wasser lud laut zum Hineinspringen auf, doch gibt es ein großes „aber“ für den Norden der Ostküste Australiens: Stingers.
Die teilweise nur 10 cm großen
Quallen sind nicht zu sehen, doch gerät man in Kontakt mit ihren Nesseln, injizieren
die Giftstacheln (stingers) genug Gift in den Körper, um einen Menschen in 30
Minuten zu töten. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, muss man für
jeden Gang ins Wasser, ob zum Schnorcheln, Schwimmen oder Kajak Fahren, einen
Stinger Suit anziehen. Er lässt nur Füße, Hände und Gesicht frei und fängt die
stingers ab. Zwar ist er nur einen Millimeter dick und hilft beim Dümpeln an
der Oberfläche, doch ist das Wassererlebnis einfach nicht dasselbe – zumal das
An- und Ausziehen anstrengend ist und aggressiv macht!
Suit up! @ Whitehaven Beach |
Hochsaison ist November
bis Mai und so sollte man diese Gefahr wirklich ernst nehmen. Ich habe das erst
auf der Fahrt erfahren und finde es sehr schade, da ich in drei Wochen mit dem
Rest der Familie eben diese Stinger-Suit-Küste mit dem Wohnmobil abfahren
werde.
Suit hin oder her, das Schnorcheln ist unglaublich. Korallen
von einem Meter Tiefe an, Fische und Farben überall. Wer denkt, dass die Katalogbilder
Katalogbilder sind, liegt falsch – es sieht wirklich so aus. Man kann sich
stundenlang einfach treiben lassen und dem wuseligen Treiben der hunderten
Fische oder dem stetigen Hin- und Herschwingen der Weichkorallen. Alles wie im
Katalog oder Werbefilm, vor allem, wenn die Sonne direkt auf das Wasser scheint
und ein unwirklich-magisches Licht auf diese Naturwunder wirft.
Die GoPro hat
sich wieder einmal bezahlt gemacht. Einzig Tauchen kann hier besser sein, da
ich gerne länger als für nur einen Atemzug direkt über den Korallen sein würde.
Wo man auch hinschaut, irgendetwas schwimmt immer vorbei…und mein neues
Lieblingstier auch: Schildkröten.
Schildkrötenstreicheln - was will man mit Koalas? |
Aha, eine Amphibie...Luft schnappen an der Oberfläche |
Ich habe sogar eine Schildkröte – persönliches Highlight!
– angefasst und versucht, ein Foto mit ihr zu schießen. Ein anderes Mal habe
ich sogar zwei Schildkröten zusammen gesehen.
Erst danach habe ich erfahren, dass diese Tiere eigentlich
gefährlicher als Haie sind, da sie ihre immense Beißkraft schneller einsetzen.
Egal, was macht man nicht für ein Foto für den Blog!
Kristallklares Wasser - unglaublich |
Ready for Olympia |
Im Laufe des Tages sind wir noch zwei weitere Male an
anderen Stellen Schnorcheln gewesen. Über Stunden blieb der Kopf unter Wasser
und selbst am Abend war der Blick auf die Korallen und ihre Bevölkerung nicht
langweilig – doch waren wir uns einig: schon nach dem zweiten Mal hätten wir
zurückfahren können und wären glücklich und zufrieden mit dem Gesehenen gewesen.
Das Wetter war traumhaft und bot keinen Bedarf der Glorifikation. Wir wussten
es außerdem sehr zu schätzen, da wir mit Blick auf das Festland stets an das
schlechte Wetter zu Beginn erinnert wurden.
Team IKEA |
Ein Sonnenuntergang ohne
Sonnenuntergang aber dafür Snacks am Strand rundete den Tag ab und ein schöner
und geselliger Abend mit Gespräch, Goon und Kartenspiel folgte. Skipper Josh ließ
uns an seinem Wissen über die Fische am Riff teilhaben und Ryan zeigte und das fluoreszierende
Plankton im Wasser, indem er durch das Rühren mit einem Stab eine chemische
Reaktion hervorrief. So warnt sich das Plankton vor Fressfeinden.
Team Germany 1 |
Team Germany 2 |
Team Germany 3 |
Neben dem Schnorcheln und der Natur gibt es noch einen
weiteren Grund, warum sich diese Tour gelohnt und bezahlt gemacht hat: Das Essen.
Ich wüsste mehr zu sagen, als interessant wäre…es ist backpacker’s heaven!
Morgens Frühstück mit Toast und Obst … mittags Thunfisch,
verschiedene Salate, Wurst oder Chicken Wraps … nachmittags Kekse, Kaffee und
Kuchen … als Appetizer vor dem Abendessen Nachos und Cracker mit Dip … abends Bolognese,
Salate und spicy Chicken … was für ein Marathon! Trotz der Aktivitäten hatte
ich nie Hunger und habe mir jedes Mal den Magen vollgeschlagen. An den Folgen
werde ich die nächsten Wochen arbeiten müssen, denn ich habe wirklich viel
gegessen.
Der erfahrene Leser weiß in diesem Zusammenhang natürlich
auch um die Free-Food-Regeln. Nachdem ich das gesamte Boot auf eben diese
Regeln eingewiesen habe, musste ich natürlich mit gutem Beispiel vorangehen und
mich regelkonform verhalten. Es blieb trotzdem immer etwas übrig. Leider,
leider ist das Boot als Restaurant ausgewiesen und muss daher alle leftovers
wegschmeißen. Das war meine eigentliche Motivation beim Essen, denn ich finde
es wirklich traurig, wenn zehn Portionen Spaghetti Bolognese im Müll landen.
Sie durften mir aber wirklich nichts geben, mir hat es an Verpackung und
Kühlmöglichkeit gefehlt und so gibt es ab heute doch wieder nur gebratene
Nudeln und Nutellatoast.
Nach einem vierten Mal Schnorcheln und einem Besuch einer Aborigine-Höhle
nahmen wir leider wieder Kurs auf Airlie Beach. Der Wind hatte aufgefrischt und
so konnten wir endlich dem Sailing-Teil der Tour nachkommen. Irre, wie schnell
und leise ein so großes Schiff nur durch die Kraft des Windes ist, auch wenn
man nur schwerlich dabei stehen kann…
Der Kulturteil |
Die ganze Fahrt über hatten wir keinen Zeitplan und so konnten wir immer selber entscheiden, wie lange wir an den entsprechenden Destinationen bleiben wollten. Das hat den Trip entzerrt und Terminstress vermieden. Wir alle waren ein tolles Team und hatten viel Freude. Facebook und eMail wurde ausgetauscht und ich würde mich über jedes Wiedersehen freuen. Man weiß ja nie... Schlussendlich haben wir uns alle inklusive Crew am Abend noch einmal getroffen und gemeinsam gegessen und getrunken. Ein schöner Abschluss, gesättigt in jeglicher Hinsicht!
Die Whitsundays gehören definitiv auf die „Zehn Dinge, die
man gesehen haben muss“-Liste. Unwirkliche Schönheit, die beeindruckende
Unterwasserwelt, das Essen, die Crew und nicht zuletzt die Mitreisenden haben
diesen once in a lifetime-Trip jeden Dollar wert gemacht und ich bin traurig,
dass er vorbei ist.
Eins hat er aber wieder einmal gezeigt: ein Max hat immer
Glück!
PS. If you want some more pictures or those in full resolution, feel free to contact me! Biggest blogpost so far..
wie haben die es geschafft dieses riesen Schiff zu zweit zu segeln?!?! :O
AntwortenLöschenhört sich ja alles sehr nice an :) jealous as always
War ne geile Tour und wirklich hammer Fotos!
AntwortenLöschenGreetings from Team Germany 2 and 3