Einer meiner wichtigsten Vorhaben für Australien war es, tauchen
zu gehen. Die halbe Ostküste ist ein Riff. Jeder, der Bilder von dort sieht,
wird verstehen, warum ich das unbedingt mit eigenen Augen sehen möchte.
Ich hatte eine Entscheidung zu treffen, wo ich die Lizenz
machen sollte: hier in Coffs Harbour, meiner Zieldestination Cairns oder auf
dem Weg dorthin. Für Cairns spricht, dass man dort den besten Einstieg in das
Great Barrier Reef hat und dass das Reef nicht bis Coffs reicht – die Südspitze
ist einige hundert Kilometer nördlich.
Dennoch habe ich mich letztendlich für den Kurs hier entschieden, denn zum einen war ich mir sicher, dass es hier in einem weniger populären Tauchrevier günstiger ist als in der Touristenstadt Cairns und zum anderen treffen in diesem Gebiet die warmen Strömungen des nördlichen Riffs auf die kalten Strömungen des Südens. Aus diesem Grund finden sich bei den Solitary Islands Meerestiere, die man weder weiter nördlich noch südlich sieht.
Diving Site Solitary Island: Lighthouse Beach |
Der Einstiegsrang unter Tauchern ist der „Open Water Diver“,
der zum Tauchen mit Sauerstofftanks auf bis zu 18 Meter Tiefe berechtigt. Der
Kurs hierfür geht in der Regel vier Tage und umfasst Theorie, Übungen im Pool
und Übungen im Ozean.
Begonnen wird mit der Theorie. Kern sind die Einwirkungen
und Gefahren des Wasserdrucks: der Druckunterschied zwischen Atmosphäre (0 Bar
Druck) und Wasseroberfläche (ca. 1 Bar) ist so groß wie der zwischen Oberfläche
und 10 Metern Tiefe. Diese Kompression ist zum Beispiel an der Uhr am
Handgelenk zu beobachten, die im Boot straff sitzt und am Grund ganz locker
sitzt. So wird einem erst klar, wie viel Wasser auf dem Körper lastet…
Aus dieser Kompression resultiert auch die wichtigste Regel
des SCUBA-Divings: Never hold your breath! Denn zusammen mit dem Körper und der
Lunge wird auch die eingeatmete Luft verdichtet und wenn man nun mit vollen
Lungen auch nur ein paar Meter nach oben steigt, dehnt sich diese Luft aus und
kann die Lunge überdehnen. Wegen dieser realen Gefahr soll man jedes Mal, wenn
man den Regulator (praktisch das Atemgerät) aus dem Mund nimmt, einen Strom aus
Luftblasen entweichen lassen.
Der Druck macht sich bei einer Erkältung noch eindrücklicher
bemerkbar. Pünktlich in der Nacht auf Montag war ich krank.
Neben mir nahmen an dem Kurs noch zwei Jungs (12 und 14) mit
ihrem Vater teil. Nicht mal beim Tauchen bleibt man von den in Hostels
allgegenwärtigen Deutschen verschont – die drei waren ausgewanderte
Wiesbadener.
In den acht Stunden Lehrgang per DVD lernt man neben den
Einwirkungen des Wasserdrucks auch die Bezeichnungen und Aufgaben der einzelnen
Ausrüstungselemente oder Kommunikationssymbole unter Wasser. So bedeutet Damen hoch z. B. aufsteigen, Daumen
runter sinken, Kreis mit Daumen und
Zeigefinger okay und die
ich-bring-dich-um-Geste out of Air. Überprüft
wird das Gelernte durch Tests nach jedem Kapitel, deren Ergebnisse gemeinsam
besprochen werden, sowie einen finalen großen Test. Wenn der soweit okay ist,
ist die Theorie beendet.
Das Wetter hat perfekt mitgespielt. Zur Theorie war es
richtig schlecht, sodass ich kein Surfen mit den anderen verpasst habe und das drinnen
Sitzen nicht allzu schwer fiel, zum Pool am Dienstag war es besser, aber noch
regnerisch, weshalb es dort schön leer war. Mittwoch und Donnerstag war zum "echten" Tauchen bestes
Wetter!
Pooltraining |
Im Pool lernt man am meisten: Geräte und Ausrüstung
zusammenbauen, im trockenen oder nassen anziehen und ausziehen oder verschiedene
Techniken wie z. B. die Entwässerung der Brille unter Wasser (Brille leicht
anheben und durch die Nase ausatmen) oder wie man im Notfall Luft spendet oder
annimmt. Zuerst erklärte unser Tauchlehrer über Wasser, was wie zu tun ist,
dann demonstrierte er es unter Wasser noch einmal und sieht sich dann jeden
einzelnen der Reihe nach an.
Das erste Mal die Luft aus der Weste lassen und
hinunterzusinken war ein seltsames Gefühl – und völlig ungewohnt, einzuatmen.
Dafür musste ich mich zusammenreißen und überwinden, aber wenn man erst einmal
daran gewöhnt ist, macht die Schärfe und Perspektive unter Wasser richtig Spaß.
Durch die Lichtbrechung erscheinen Dinge größer und näher, weshalb auch
Luftblasen interessant anzusehen sind.
An den Sprungblöcken ist die Brechung schön zu sehen - das erste schwarze Kreuz gehört zu Nr. 2 |
Als ich am Mittwoch auf dem Boot erzählte, wie beeindruckend
ich das fand, lachte man nur und sagte, dass ich dann mal auf das Meer warten
solle. Und zugegeben, sie haben mir nicht zu viel versprochen!
Insgesamt sind wir vier Mal für jeweils knapp 40 Minuten
unter der Wasseroberfläche gewesen. Wie die Taucher aus Tatort lässt man sich
am Bootsrand rückwärts ins Wasser fallen und als ich das erste Mal nach unten
gesehen habe, hat es sich ziemlich seltsam angefühlt. Im Pool hat man alles
gesehen, im Ozean war alles grün und nach 10 Metern nichts mehr zu erkennen –
und da dann runter? Ich muss ehrlich zugeben, dass ich in diesem Moment zögerte und mich gefragt habe, ob ich das wirklich machen soll. Man
taucht wortwörtlich ins blaugrüne hinein, ohne zu wissen, wo es hingeht.
Orientierung schafft eine Leine an einer Boje, an der man hinunter sinkt.
Alle Nervosität wich eher Euphorie, als ich das erste Mal
den Grund gesehen habe. Viel heller und klarer als ich es dachte, überall
Fische und Korallen! Gut gefallen hat mir, dass man nicht nur gelernt hat – nur
circa zehn Minuten pro Tauchgang – sondern hauptsächlich herumgetaucht und -geschaut
hat.
Der Riffhai |
Wie bereits gesagt, habe ich der GoPro das Tauchgehäuse
spendiert. Sie war bei jedem Tauchgang dabei und hat sich wieder einmal als
unverzichtbar erwiesen. Zwar lässt der fixierte Fokus manchmal Schärfe
vermissen, es gibt aber keine einfachere und bessere Unterwasserkamera in
diesem Preissegment. Für einen Eindruck reichen die Bilder allemal.
Allerdings habe ich, wie man auf den Fotos sieht,
Schwierigkeiten mit dem Weißlichtabgleich. Er verursacht die Färbungen der Bilder. Das Wasser absorbiert Farbanteile nach der Reihenfolge des
Regenbogens, also zuallererst rot, weshalb die Fotos alle zu grün werden. Das menschliche Auge ist da bei der aktiven Wahrnehmung fitter, für die Fotos fehlt mir im Lightroom leider der Blick für die richtige
Anpassung . Dadurch geht viel verloren – man sieht in echt viel mehr,
viel klarer, viel schärfer.
Das ist ein echter Haizahn! |
Die Tauchgänge waren spitze und ich freue mich jetzt schon
auf das nächste Mal. Ich habe viele Fische gesehen, viele Farben, viele
Pflanzen. Mein persönliches Highlight war zum einen der Woobegong-Shark, ein Riffhai,
und eine Schildkröte. Sehr beeindruckend, wie sich dieses Tier im Wasser
bewegt, nicht mit ihrer Fortbewegung an Land zu vergleichen! Insgesamt muss ich
diese Eindrücke aber erst mal sacken lassen, um sie im Ganzen wahrzunehmen. Ich
habe die Entscheidung, so viel Geld zu investieren, keine Sekunde bereut. Der nächste Tauchgang hängt maßgeblich von der finanziellen Situation ab, denn auch nur das Leihen von Ausrüstung ist ganz schön teuer. Vor allem, wenn man es in die Nudelwährung umrechnet (1,60$/kg).
Die Schildkröte |
In Coffs bin ich jetzt über eine Woche geblieben und habe
sehr nette Bekanntschaften gemacht. Franzosen, Dänen, Schweden, Holländer, Spanier
und Deutsche. Alles nette Leute, sogar der Franzose war ein feiner Kerl! Wir waren z. B. surfen oder sind von der Jetty, der alten Landungsbrücke in Coffs Harbour gesprungen. Mit ihnen hätte ich gut noch eine weitere Woche verbringen
können, doch wollte ich weiter: momentan sitze ich in Yamba, 150 km im Norden
und habe schon auf drei Nächte verlängert. Die Heimatstadt des
Billabong-Gründers soll ein echtes „Surfer’s Paradise“ sein, was ein Däne und
ich morgen früh in Begleitung der GoPro ausprobieren werden.
Bilder folgen!
Hast du keine RGB Kurven bei Lightroom? Bei Gimp geht das easypeasy. Musst eben ne S-Kurve machen und den Bogen weiter ins Rote rein bzw ausm Grünen rausmachen. Die Bilder sind trotzdem gut :) Aber so richtig klar ist das Wasser ja nicht, obwohl mans sich doch eigentlich so vorstellt. Am richtigen Riff wird das vllt ja besser, wenn dus dir da leisten kannst ;-)
AntwortenLöschenUnd wieso kannst du so schnell schon surfen? Das ist doch voll schwer oder nicht?! :o
Liebst
Olivia
Klar kann ich im LR Temperatur und Tönung einstellen - also es gibt dieses Tool. Das Problem ist, dass ich nicht ordentlich sehe, wann die Farbe stimmt. Es scheitert an der Hardware und nicht der Software ;)
AntwortenLöschenHaha und mach dir keine Sorgen, dass ich surfen kann :D aber ich versuchs fleißig!
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