Samstag, 19. Januar 2013

Element Nr. 3: Done


Einer meiner wichtigsten Vorhaben für Australien war es, tauchen zu gehen. Die halbe Ostküste ist ein Riff. Jeder, der Bilder von dort sieht, wird verstehen, warum ich das unbedingt mit eigenen Augen sehen möchte.

Ich hatte eine Entscheidung zu treffen, wo ich die Lizenz machen sollte: hier in Coffs Harbour, meiner Zieldestination Cairns oder auf dem Weg dorthin. Für Cairns spricht, dass man dort den besten Einstieg in das Great Barrier Reef hat und dass das Reef nicht bis Coffs reicht – die Südspitze ist einige hundert Kilometer nördlich. 


Dennoch habe ich mich letztendlich für den Kurs hier entschieden, denn zum einen war ich mir sicher, dass es hier in einem weniger populären Tauchrevier günstiger ist als in der Touristenstadt Cairns und zum anderen treffen in diesem Gebiet die warmen Strömungen des nördlichen Riffs auf die kalten Strömungen des Südens. Aus diesem Grund finden sich bei den Solitary Islands Meerestiere, die man weder weiter nördlich noch südlich sieht.

Diving Site Solitary Island: Lighthouse Beach

Der Einstiegsrang unter Tauchern ist der „Open Water Diver“, der zum Tauchen mit Sauerstofftanks auf bis zu 18 Meter Tiefe berechtigt. Der Kurs hierfür geht in der Regel vier Tage und umfasst Theorie, Übungen im Pool und Übungen im Ozean.

Begonnen wird mit der Theorie. Kern sind die Einwirkungen und Gefahren des Wasserdrucks: der Druckunterschied zwischen Atmosphäre (0 Bar Druck) und Wasseroberfläche (ca. 1 Bar) ist so groß wie der zwischen Oberfläche und 10 Metern Tiefe. Diese Kompression ist zum Beispiel an der Uhr am Handgelenk zu beobachten, die im Boot straff sitzt und am Grund ganz locker sitzt. So wird einem erst klar, wie viel Wasser auf dem Körper lastet…

Aus dieser Kompression resultiert auch die wichtigste Regel des SCUBA-Divings: Never hold your breath! Denn zusammen mit dem Körper und der Lunge wird auch die eingeatmete Luft verdichtet und wenn man nun mit vollen Lungen auch nur ein paar Meter nach oben steigt, dehnt sich diese Luft aus und kann die Lunge überdehnen. Wegen dieser realen Gefahr soll man jedes Mal, wenn man den Regulator (praktisch das Atemgerät) aus dem Mund nimmt, einen Strom aus Luftblasen entweichen lassen.
Der Druck macht sich bei einer Erkältung noch eindrücklicher bemerkbar. Pünktlich in der Nacht auf Montag war ich krank.

Neben mir nahmen an dem Kurs noch zwei Jungs (12 und 14) mit ihrem Vater teil. Nicht mal beim Tauchen bleibt man von den in Hostels allgegenwärtigen Deutschen verschont – die drei waren ausgewanderte Wiesbadener.
In den acht Stunden Lehrgang per DVD lernt man neben den Einwirkungen des Wasserdrucks auch die Bezeichnungen und Aufgaben der einzelnen Ausrüstungselemente oder Kommunikationssymbole unter Wasser. So bedeutet Damen hoch z. B. aufsteigen, Daumen runter sinken, Kreis mit Daumen und Zeigefinger okay und die ich-bring-dich-um-Geste out of Air. Überprüft wird das Gelernte durch Tests nach jedem Kapitel, deren Ergebnisse gemeinsam besprochen werden, sowie einen finalen großen Test. Wenn der soweit okay ist, ist die Theorie beendet.

Das Wetter hat perfekt mitgespielt. Zur Theorie war es richtig schlecht, sodass ich kein Surfen mit den anderen verpasst habe und das drinnen Sitzen nicht allzu schwer fiel, zum Pool am Dienstag war es besser, aber noch regnerisch, weshalb es dort schön leer war. Mittwoch und Donnerstag war zum "echten" Tauchen bestes Wetter!

Pooltraining

Im Pool lernt man am meisten: Geräte und Ausrüstung zusammenbauen, im trockenen oder nassen anziehen und ausziehen oder verschiedene Techniken wie z. B. die Entwässerung der Brille unter Wasser (Brille leicht anheben und durch die Nase ausatmen) oder wie man im Notfall Luft spendet oder annimmt. Zuerst erklärte unser Tauchlehrer über Wasser, was wie zu tun ist, dann demonstrierte er es unter Wasser noch einmal und sieht sich dann jeden einzelnen der Reihe nach an.
Das erste Mal die Luft aus der Weste lassen und hinunterzusinken war ein seltsames Gefühl – und völlig ungewohnt, einzuatmen. Dafür musste ich mich zusammenreißen und überwinden, aber wenn man erst einmal daran gewöhnt ist, macht die Schärfe und Perspektive unter Wasser richtig Spaß. Durch die Lichtbrechung erscheinen Dinge größer und näher, weshalb auch Luftblasen interessant anzusehen sind.

An den Sprungblöcken ist die Brechung schön zu sehen - das erste schwarze Kreuz gehört zu Nr. 2


Als ich am Mittwoch auf dem Boot erzählte, wie beeindruckend ich das fand, lachte man nur und sagte, dass ich dann mal auf das Meer warten solle. Und zugegeben, sie haben mir nicht zu viel versprochen!
Insgesamt sind wir vier Mal für jeweils knapp 40 Minuten unter der Wasseroberfläche gewesen. Wie die Taucher aus Tatort lässt man sich am Bootsrand rückwärts ins Wasser fallen und als ich das erste Mal nach unten gesehen habe, hat es sich ziemlich seltsam angefühlt. Im Pool hat man alles gesehen, im Ozean war alles grün und nach 10 Metern nichts mehr zu erkennen – und da dann runter? Ich muss ehrlich zugeben, dass ich in diesem Moment zögerte und mich gefragt habe, ob ich das wirklich machen soll. Man taucht wortwörtlich ins blaugrüne hinein, ohne zu wissen, wo es hingeht. Orientierung schafft eine Leine an einer Boje, an der man hinunter sinkt.


Alle Nervosität wich eher Euphorie, als ich das erste Mal den Grund gesehen habe. Viel heller und klarer als ich es dachte, überall Fische und Korallen! Gut gefallen hat mir, dass man nicht nur gelernt hat – nur circa zehn Minuten pro Tauchgang – sondern hauptsächlich herumgetaucht und -geschaut hat.






Der Riffhai
Wie bereits gesagt, habe ich der GoPro das Tauchgehäuse spendiert. Sie war bei jedem Tauchgang dabei und hat sich wieder einmal als unverzichtbar erwiesen. Zwar lässt der fixierte Fokus manchmal Schärfe vermissen, es gibt aber keine einfachere und bessere Unterwasserkamera in diesem Preissegment. Für einen Eindruck reichen die Bilder allemal.
Allerdings habe ich, wie man auf den Fotos sieht, Schwierigkeiten mit dem Weißlichtabgleich. Er verursacht die Färbungen der Bilder. Das Wasser absorbiert Farbanteile nach der Reihenfolge des Regenbogens, also zuallererst rot, weshalb die Fotos alle zu grün werden. Das menschliche Auge ist da bei der aktiven Wahrnehmung fitter, für die Fotos fehlt mir im Lightroom leider der Blick für die richtige Anpassung . Dadurch geht viel verloren – man sieht in echt viel mehr, viel klarer, viel schärfer. 



Das ist ein echter Haizahn!

Die Tauchgänge waren spitze und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Mal. Ich habe viele Fische gesehen, viele Farben, viele Pflanzen. Mein persönliches Highlight war zum einen der Woobegong-Shark, ein Riffhai, und eine Schildkröte. Sehr beeindruckend, wie sich dieses Tier im Wasser bewegt, nicht mit ihrer Fortbewegung an Land zu vergleichen! Insgesamt muss ich diese Eindrücke aber erst mal sacken lassen, um sie im Ganzen wahrzunehmen. Ich habe die Entscheidung, so viel Geld zu investieren, keine Sekunde bereut. Der nächste Tauchgang hängt maßgeblich von der finanziellen Situation ab, denn auch nur das Leihen von Ausrüstung ist ganz schön teuer. Vor allem, wenn man es in die Nudelwährung umrechnet (1,60$/kg).

Die Schildkröte

In Coffs bin ich jetzt über eine Woche geblieben und habe sehr nette Bekanntschaften gemacht. Franzosen, Dänen, Schweden, Holländer, Spanier und Deutsche. Alles nette Leute, sogar der Franzose war ein feiner Kerl! Wir waren z. B. surfen oder sind von der Jetty, der alten Landungsbrücke in Coffs Harbour gesprungen. Mit ihnen hätte ich gut noch eine weitere Woche verbringen können, doch wollte ich weiter: momentan sitze ich in Yamba, 150 km im Norden und habe schon auf drei Nächte verlängert. Die Heimatstadt des Billabong-Gründers soll ein echtes „Surfer’s Paradise“ sein, was ein Däne und ich morgen früh in Begleitung der GoPro ausprobieren werden. 
Bilder folgen!



3 Kommentare:

  1. Hast du keine RGB Kurven bei Lightroom? Bei Gimp geht das easypeasy. Musst eben ne S-Kurve machen und den Bogen weiter ins Rote rein bzw ausm Grünen rausmachen. Die Bilder sind trotzdem gut :) Aber so richtig klar ist das Wasser ja nicht, obwohl mans sich doch eigentlich so vorstellt. Am richtigen Riff wird das vllt ja besser, wenn dus dir da leisten kannst ;-)
    Und wieso kannst du so schnell schon surfen? Das ist doch voll schwer oder nicht?! :o
    Liebst
    Olivia

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  2. Klar kann ich im LR Temperatur und Tönung einstellen - also es gibt dieses Tool. Das Problem ist, dass ich nicht ordentlich sehe, wann die Farbe stimmt. Es scheitert an der Hardware und nicht der Software ;)

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  3. Haha und mach dir keine Sorgen, dass ich surfen kann :D aber ich versuchs fleißig!

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