"[About Uluru] I'm suggesting nothing here, but I will say that if you
were an intergalactic traveler who had broken down in our solar system, the
obvious directions to rescuers would be: "Go to the third planet and fly
around till you see the big red rock. You can't miss it." If ever on earth
they dig up a 150,000-year-old rocket ship from the galaxy Zog, this is where
it will be. I'm not saying I expect it to happen; not saying that at all. I'm
just observing that if I were looking for an ancient starship this is where I
would start digging.” (Bill Bryson)
Ein Gastbeitrag von Sabine
Den 2255 km langen Flug von Melbourne in Victoria nach Alice Springs in Northern Territory
verbrachten wir mit Schlafen, Das Leben des Pi angucken, Tagebuch schreiben und Mails sortieren,
umsorgt vom freundlichen Qantas Service, übrigens der
einzigen Fluglinie, die Alice Springs anfliegt. Max stellte bei jeder
vertilgten Butter Chicken Tortilla und jedem konsumierten Soft Drink 'for
complimentary' wichtige Unterschiede zwischen Qantas und Tiger, der low faire
airline, fest.
Die 27.000 Einwohner zählende Stadt Alice Springs, auch "The Alice" genannt, ist die einzige Stadt im Zentrum von Australien und liegt etwa in der geographischen Mitte des Kontinents. 1500 km entfernt von ihr findet man erst die nächsten, vergleichbar großen Städte.
Weil das Land so groß ist, die in Outback und Bush lebende Bevölkerung aber medizinisch versorgt sein muss, gibt es die 1928 gegründeten Royal Flying Doctors.
Von 21 Basen aus decken die RFD über 80 % des australischen
Kontinents ab. Sie bieten einen ganzjährigen 24-stündigen Service der
medizinischen Grund- und Notversorgung an. Für die krankenversicherten
australischen Bürger kostenlos, für andere, zB Touristen, gegen Rechnung,
die in der Regel von deren Reisekrankenversicherung gezahlt wird. Damit bringen
sie den in sogenannten remote areas lebenden und reisenden Menschen
Gesundheitsvorsorge und Notfallhilfe. "Die Hilfe kommt von oben!",
davon sei jeder in remote areas lebender Australier schon von klein auf
überzeugt.
Auch das Problem der Schulbildung der über hunderte Quadratkilometer verstreut lebenden Kinder scheint Australien vorbildlich gelöst zu haben: mit der 1951 gegründeten School of the Air, dem weltweit größten Klassenzimmer. Schon 4,5 Jahre alte, in der Regel auf großen Rinderfarmen, in Gemeinschaften der Aborigines, in Touristenorten, Nationalparks oder Militärbasen wohnende oder einfach nur mit ihren Eltern reisende Kinder können in der School of the Air eingeschrieben werden. Mithilfe von live übertragenen Unterrichtsstunden, Hauslehrern und Unterrichtsmaterial arbeiten die Schüler dieser öffentlichen Schule denselben, für alle öffentlichen Schulen geltenden Lehrplan ab.
Wir konnten dem virtuellen Kunstunterricht etwa 6-jähriger Schüler zuschauen und hatten den Eindruck, dass es sowohl Lehrerin, als auch Schülern Spaß machte.
Die Besichtigung der Old Telegraph Station, einem am Rand
Alice Springs errichteten Freilichtmuseums, war interessant, fiel jedoch wegen
Temperaturen von über 38 Grad im Schatten relativ kurz aus.
Im klimagekühlten Van fuhr uns unser Guide Ramona durch CBD Alice Springs zu
der höchsten Erhebung der Stadt, auf der sich ein Kriegerdenkmal befindet und
von der man einen guten Überblick über die überschaubare Stadt hat. Welch ein
Unterschied nach Skytower in Sydney und Eurekatower in Melbourne!
Gegen 15 Uhr konnten wir dann im Hotel einchecken. Es gab nur für 20 min free wifi, weshalb Johanna und Max die Zeit nutzen konnten für einen Kurzschlaf im klimatisierten Hotelzimmer, Stefan zum Buch lesen und Moritz und ich zum chillen am Pool. Gegen 18 Uhr, quasi mit dem letzten Tageslicht, brachen wir auf zu einem 30-minütigen Spaziergang in die Stadt zu einer Kneipe namens Bojangles. Ein must für jeden, der in Alice ist. Umgeben von schummerigem Licht, ausgestellten Überbleibseln aller Art aus der australischen Geschichte, von aufgehängten Fotos über Werkzeuge bis hin zu abgezogenen Krokodilhäuten und Geweihen, tranken wir wieder einmal kühles Bier aus Saftkaraffen, sogenannten Jigs, aßen Steak und Kängurufleisch und freuten uns.
Der nächste Tag begann mit dem pick off um 8 Uhr und kleinem Gepäck. Nachdem wir uns im Supermarkt mit Essen und Wasser eingedeckt hatten, starteten wir endlich um 9 Uhr Richtung Kings Canyon.
480 km endlose Strasse durch doch nicht gleichtönige
Landschaft, vorbei an abgebrannten Flächen riesigen Ausmaßes, immer wieder
erklärt von unserer Guide, ließen Langeweile nicht aufkommen.
Der erste Stopp führte uns auf eine Kamelfarm, auf der ein Dingo - zwar aufgezogen von Menschen, aber immer noch wild - lebt, ebenso wie Kängurus, die weil verletzt dort abgegeben oder als Baby wegen getöteter Mutter dort aufgezogen werden. Aus 20 cm Entfernung sahen wir aus dem Kängurubeutel mal einen kleinen Schwanz, mal ein kleines Köpfchen gucken. Und alle fünf waren wir fasziniert.
Der erste Stopp führte uns auf eine Kamelfarm, auf der ein Dingo - zwar aufgezogen von Menschen, aber immer noch wild - lebt, ebenso wie Kängurus, die weil verletzt dort abgegeben oder als Baby wegen getöteter Mutter dort aufgezogen werden. Aus 20 cm Entfernung sahen wir aus dem Kängurubeutel mal einen kleinen Schwanz, mal ein kleines Köpfchen gucken. Und alle fünf waren wir fasziniert.
Der nächste Stopp ließ uns inmitten von desert oaks halten, durch die der Wind blies und uns eine Art Meeresrauschen hören ließ. Der Sand war heiß und rot wie in Namibia, und doch war alles anders.
Auf dem letzten Teilstück nach Kings Canyon überfiel unsere
Reisegruppe, den Fahrer und Moritz ausgenommen, eine tiefe Müdigkeit. Die war
aber nur von kurzer Dauer, denn gegen 16 Uhr erreichten wir Kings Canyon und
wanderten eine gute Stunde durch den Creek, ein Flussbett in dem Schatten
spendende Witwenmacher (Bäume, deren abgestorbene Äste runterbrechen und Frauen
zu Witwen machen) stehen, in dem man die alten Sandsteinfelsen, deren rote
Farbe von oxidiertem Eisen kommt, sehen und anfassen konnte, eingerahmt von den
Steilwänden des Canyon. Ein heißer, auch Dank der Erklärungen von Ramona
sehr eindrucksvoller Walk.
Verschwitzt und müde steuerten wir unsere letzte Station
dieses Tages, Kings Creek Station, an. Dabei handelt es sich um eine Farm, die
mit Shop, Tankstelle, Hubschrauberlandeplatz und Campground ein Stützpunkt für
im Outback lebende Australier, Durchreisende und Touristen ist.
Dort übernachteten wir in Safari cabins, Zelten mit festem Untergrund, und zur
Freude von Max nicht in bunkbeds, sondern in echten Betten.
Mit Sonnenuntergang verschwanden die Millionen Fliegen und Max,
Moritz und ich bereiteten in der Campingküche unser Abendessen - riesige Steaks,
Spaghetti, Karotten mit Dip - zu.
Max Augen glänzten. Endlich wieder Free-Food-Regale, mit Edding zu
kennzeichnende Lebensmittel und an rohen Holztischen sitzend essen.
Als wir da in unter dem Sternenhimmel des australischen
Outbacks sitzend, verschwitzt und müde, das selbst zubereitete Essen „spachtelten“,
dazu Bier aus Dosen tranken, fühlte ich mich einfach sorgenfrei und tief
dankbar für solche Momente des Glücks.
In der Nacht regnete es in Kings Creek zum ersten Mal seit langem, es stürmte, aber unser Zelt trotzte den Gewalten.
Früh am nächsten Morgen begrüßte uns der Tag mit blauem Himmel, weißen Wolken, Wind und lauer Luft. Der Regen hatte die Luft sauber gewaschen, der Staub war für die nächsten Stunden gebannt, doch die Millionen Fliegen umschwirrten uns wieder auf der Suche nach jedem Tropfen Flüssigkeit. Mit stoischer Ruhe ertragen die Einheimschen diese Quälgeister, Max trug ein von einer backpackerin vererbtes Netz, Stefan schimpfte über die Fliegen ohne Ende, bis dass Ramona ihm ein Netz schenkte. Johanna war mit einem Schal verhüllt wie in einer Burka und ein weiteres Mitglied unserer Reisegruppe bemerkte nur ganz trocken "Ich fühle mich wie ein Kothaufen.".
Stefan, Max und Johanna brachen um halb acht auf zum Kings
Canyon Rim Walk, einer 6,5 km langen Wanderung, keinem Spaziergang!, entlang
der Kante des Kings Canyon.
Fliegen - immer dabei |
Am Nachmittag zuvor war der Aufstieg gesperrt, zu
gefährlich wegen der hohen Temperaturen. Moritz und ich blieben so lange im
Camp, genossen unser erstes echtes australisches breakfast (2 Spiegeleier,
Bacon, Toast und Kaffe, vorher cereals) und schlossen Freundschaft mit einem
kleinen Kamel, dessen Mutter starb und das nun in der Station aufgezogen wird.
Wurm trifft Kamel |
Mit Ramona holten wir um 10 Uhr die erschöpften Wanderer ab
und fuhren dann den Stewart Highway entlang in Richtung Rock, vorbei am
auch die "Zahnbürste" genannt |
Mount Connor (nicht Ayers Rock!), dessen Besichtigung nur nach Anmeldung mit
Genehmigung des traditionellen Eigentümers möglich ist. Auch vorbei an
Lake Amadeus, einem großen Salzsee, ca. 1,5 Stunden entfernt
vom Rock.
Schließlich erreichten wir auf dem Lasseter Highway das Resort und damit unseren Ausgangspunkt zu den Kata Tjutas und Uluru.
Schließlich erreichten wir auf dem Lasseter Highway das Resort und damit unseren Ausgangspunkt zu den Kata Tjutas und Uluru.
Nach einem kurzen einstündigen break mit Zimmer beziehen und Poolschwimmen fuhren wir um 15.45 Uhr ab Richtung Nationalpark.
Um 16.00, endlich: Uluru!
Doch dieser Monolith durfte unsere Aufmerksamkeit erst
später genießen. Denn wir waren auf dem Weg zu Kata Tjuta. Eben nicht Olgas,
seit 1985 nicht mehr. In diesem Jahr nämlich ist das Land den traditional
owners zurück gegeben worden.
Der Kata Tjuta ist der traditionelle aborigine Name und
bedeutet 'viele Köpfe'. 36 steilwandige Kuppeln, 32 Kilometer Luftlinie
entfernt von Uluru und 200 Meter höher als dieser, haben bei manchen Besuchern
mehr Eindruck hinterlassen als Uluru. Auch die Kata Tjutas sind in Besitz der
Anangu (den Aboriginie-locals) und denen heilig.
Dort wanderten wir den 1,3 km langen Weg Walpa Gorge, zwischen 2 Köpfen, hin und zurück. Die steilen, unbewachsenen Wände sind sehr beeindruckend.
Dort wanderten wir den 1,3 km langen Weg Walpa Gorge, zwischen 2 Köpfen, hin und zurück. Die steilen, unbewachsenen Wände sind sehr beeindruckend.
Leider zogen am Himmel immer mehr Wolken auf, so dass der
Programmpunkt "Sonnenuntergang am Uluru" zwar wie angekündigt von
Sekt und Knabbereien begleitet war, nicht aber von dem Farbenspiel, das wir
erhofft hatten. Schade, aber: "es ist wie es ist". Dafür waren nur
wenige Menschen dort.
mit australischer Burka |
Typisch australisch beendeten wir den Abend mit viel Lachen
bei gegrillten Krokodil- und Känguruspießen in einem BBQ Restaurant.
Salate und Brotpudding mit Vanillesoße gibt es an der Bar, das vorher
ausgesuchte Fleisch grillt man (Max!) selbst. Dazu Livemusic und ein kühles
Bier. Lecker!
"Es ist wie es ist", dachten wir auch am nächsten
Morgen. Denn der mit sehr frühem Aufstehen verbundene sunrise am Uluru wurde
verdeckt von dicken, dunklen Wolken, aus denen zur Freude der residants sogar
ein paar Tropfen Regen kamen.
Wieder kein Farbenspiel, keine Diskussion ob sunrise oder
sunset schöner ist. Müssen wir eben wieder kommen!
Nach einem Frühstück im cultural centre durften wir den Mala
Walk, einen ca 2 km langen Weg entlang des Uluru, geführt von Vincent, einem
Aborigine, unterstützt von Ramona, machen.
Wichtig zu wissen, wenn man den Nationalpark betritt ist,
dass es strenge, von den traditionellen Eigentümern aufgestellte
Verhaltensregeln gibt. So darf grundsätzlich auf den Straßen nicht angehalten
werden. Wege dürfen, auch nicht für 20 cm, verlassen werden. Es dürfen keine
Blätter gepflückt, Zweige abgebrochen, Sachen mitgenommen werden. Fotografieren
ist an einigen Stellen streng verboten. Denn der Ort ist den Traditionals
heilig und Verstöße gegen die Regeln werden von den Rangers unerbittlich
geahndet, in der Regel mit hohen vierstelligen Geldstrafen. Darüber hinaus soll
respektloses Verhalten Unglück bringen. Ein im Kulturzentrum ausgelegtes
Ringbuch mit Entschuldigungsschreiben von Leuten aus aller Welt, die zum
Beispiel mitgenommene Steine wieder zurückschickten, weil sie großes
persönliches Unglück erlebt haben und dem Spuk ein Ende bereiten wollten, soll
das verdeutlichen.
Die Traditionals trifft diese Verbote als Eigentümer nicht. Vincent ließ uns
Blätter, Nadeln und Früchte zerreiben, um uns deren heilende Wirkung zu
erklären. Wir durften mit ihm den Weg verlassen, um ein Wasserloch und
jahrtausende alte Zeichnungen aus der Nähe zu betrachten. Ramona musste derweil
all den anderen Touristen erklären, dass sie nicht nachkommen dürften, dies sei
eine Special Tour…und das war sie auch, zumal Vincent uns zum Schluss die
sozialen Probleme der Aboriginals aus ihrer Sicht schilderte und wir sogar mit
Ramona zu seiner Community fahren durften. Ohne Erlaubnis für
Nicht-Traditionals streng verboten! Dies bot einen sehr eindrucksvollen Blick
in die Perspektive der Aboriginies und dementsprechend viel Gesprächsstoff.
Vincent |
Politisch vollkommen korrekt - das darf jeder essen |
Der Food Court: hier wurde seit tausenden Jahren Essen zubereitet |
Aboriginies malen traditionellerweise in Sand. |
Noch ein Halt am Wasserloch Kapi Mutijulu,
Essen einkaufen im Resort, auftanken (man tankt immer sobald
es eine Tankstelle gibt, weiß man doch nicht, ob die nächste genug Diesel hat),
und schon ging es auf die mit kurzen Pausen 5-stündige Rückfahrt nach Alice
Springs. Sonnenuntergang ist um 18.23 Uhr und jeder Fahrer in Australien vermeidet
es, in der Dunkelheit Auto zu fahren. Zu groß ist die Gefahr schwerer
Kollisionen mit Kängurus.
Etwa eine Stunde entfernt von Alice Springs fing es an,
heftig zu regnen. Es bildeten sich große Pfützen auf der Straße, aus denen die
Kängurus tranken, weshalb wir mehrmals bremsen mussten. Da verstanden wir,
weshalb in der Dunkelheit nicht Auto gefahren werden soll! Mit dem letzten
Tageslicht errichten wir schließlich wieder Alice, um morgen von dort nach
Cairns, dem vierten state Australiens den wir besuchen, in die sechste Klimazone,
sechste Zeitumstellung dieser Reise zu fliegen.
Mit der Rückkehr im Hotel in Alice endete für uns ein freudig erwarteter Ausflug ins Rote Zentrum Australiens. Ein weiteres Weltkulturerbe haben wir mit den Kindern besichtigen können.
Dieses Land ist vielfältig in jeder Hinsicht, die Bewohner
freundlich und hilfsbereit, die Wärme wohltuend. Auch wenn der Weg weit ist:
see you again, Australia!
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