Ein Gastbeitrag von Johanna
Die Zeit in Sydney war schnell vorüber und ehe wir uns versahen, standen wir schon wieder mit gepackten Koffern auf dem Flughafen in Sydney, um weiter nach Melbourne zu fliegen.
Am Schalter musste dann noch unser Gepäck hinzugebucht und vor allem umgepackt werden: Max hatte mit 27 kg vier zu viel, die ambulant in Mamas Koffer umgeladen wurden. (Die elektrische Zahnbürste, die Mamas Koffer vibrieren ließ, sorgte kurz für Verwirrung.)
Nachdem diese Hürde genommen war und auch Papa die Sicherheitsschleuse passiert hatte, freute sich Moritz über eine Kiste voller bunter, simpsonsähnlicher und wohl schmeckender Donuts.
Mit anderthalb Stunden Verspätung hoben wir Richtung Melbourne ab.
Dort ging's mit unserem Mietwagen Kia-yenne (einem KIA mit Cayenne-Sound) vom Flugplatz zum Hotel.
Dieses lag ziemlich zentral und war Teil der spektakulären, modernen Skyline, die wir daraufhin zu Fuß erkundeten.
Durch Melbourne fließt der Yarra River, auf dem Ausflugsboote wie in Straßbourg schippern und mit denen man sich einen ersten Überblick über die Stadt verschaffen kann. Am Ufer befindet sich eine Promenade, an der sich ein Lokal an das andere reiht.
An denen vorbei liefen wir zum Eureka Tower, dem höchsten Wohngebäude der Welt und mit 297 Metern dem zweithöchsten Turm auf der Südhalbkugel. In 38 Sekunden düsten wir nach oben, von wo aus uns sich ein atemberaubender Blick über die ganze Stadt bot. Ähnlich wie Sydney ist die Stadt sauber, aufgeräumt, sehr grün, hat viele Wolkenkratzer und einiges an Wasser zu bieten.
Dank besten Wetters konnten wir unter anderem die Flugzeuge auf den Flughafen anfliegen sehen, die Formel 1-Strecke, auf der letztes Wochenende das erste Rennen der Saison gefahren wurde, die außergewöhnliche Architektur des Federation Square, den längsten Bahnsteig der Welt in der Flinders Station und die zahlreichen Stadien Melbournes boten für jeden etwas.
Max, Moritz, Mama und ich kauften uns dann noch ein besonderes Erlebnis und ließen uns in einem gläsernen Würfel 285m über dem Boden aus dem Gebäude herausfahren. Der Blick war wirklich "special".
Dort gönnten wir uns einen Kaffee in der Sonne und beobachteten das Treiben auf dem Square, der bei weitem nicht quadratisch, sondern einfach wieder anders ist.
Auch die Fassade hatte was für sich...
Mit der kostenlosen City Circle Tram, die die Touris von einer Sehenswürdigkeit zur anderen kutschiert, gelangten wir zu den Docklands, dem Hafen Melbournes.
Dieser ist komplett neu aufgebaut, überall neu aus dem Boden gestampfte Wolkenkratzer mit tollem Blick auf den Hafen, wo man bei Bedarf seine Angeber-Jacht ankern darf. Die Preise der noch-zu-habenden-Wohnungen sind allerdings utopisch...
Das direkt daran anschließende Geschäftsviertel hatte um 17.40 Uhr bereits geschlossen. Insgesamt waren die Bürgersteige hier leider schon hochgeklappt. Eigentlich müsste man in 7-10 Jahren wieder vorbeikommen und schauen, ob das Konzept aufgegangen ist...
Mehr los war ein paar Meter weiter bei der Loreal-Fashion-Show, bei der man Schönheiten und solche, die es gerne wären, auf hohen Schuhen in allen Formen und Farben und mit Röcken, die kürzer kaum hätten sein können, "bewundern" durfte.
Die Tram, auf die wir währenddessen warteten, fuhr an diesem Wochentag leider nicht, sodass wir durch das CBD in die Innenstadt zurückgelaufen - Städte muss man sich eben erlaufen.
Zum Abendessen kehrten wir an die Uferpromenade zurück, wo wir vierfach ein Steak-Special incl. Pot of Beer, einfach einen Wagju-Burger und ein gratis-Gespräch mit Tasmaniern (die aus Tassie) bekamen. Teppich hatten sie zum Zudecken keinen, aber Heizstrahler ergänzten die laue Luft unter klarem Sternenhimmel zu einem super Abend.
Gegen 21 Uhr fuhren wir ein weiteres Mal auf das Skydeck des Eureka Towers und ließen den Abend mit einem tollen Wimmelbild positiv ausklingen.
Deutsche Lakritz-Katzen bildeten hierbei einen gelungenen Nachtisch. Die sind jetzt aber rationiert - Max möchte damit die nächsten fünf Wochen noch auskommen.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zu McDonalds, und von Flammenspielen begleitet, kehrten wir groggy ins Hotel zurück.
Ein weiterer toller, voll gefüllter und erlebnisreicher Tag in Australien lag hinter uns!
Nach einer kurzen Nacht tiefen Schlafs rief uns ein "ausgewogenes" Frühstück im Hotel mit Veggemite und Pancakes aus der Maschine (beides nicht unbedingt unser aller Favourite), das uns gestärkt zur Great Ocean Road aufbrechen ließ.
Die Grat Ocean Road ist eine der schönsten Küstenstraßen der Welt und schlängelt sich direkt am klaren blauen Wasser (eine echte Küstenstraße eben!), weißem, feinem Sandstrand und schroffen Felsen die Südküste Australiens entlang. Die Vegetation ändert sich hierbei vielfach, sodass es nie langweilig wird. Es wechseln sich Dünen, die an die deutschen Ostseeinseln erinnern, mit Eukalyptuswäldern ab, die so gut riechen, wie man es sich kaum vorstellen kann (ok, ein wenig erinnert es auch immer an Erkältungen^^). Dann wieder sieht es aus wie zwischen Nizza und Saint Tropez oder aber am Highway Number 1. Auch Namibia meinten wir des Öfteren wiederzuerkennen.
Oder aber einfach die Bilder aus gephotoshoppten Reisekatalogen. Nur hier in echt. Und noch viel schöner.
Wir hatten eine taffe Strecke von über 300km zu den Zwölf Aposteln vor uns, und machten daher immer nur kurz an besonders schönen Stellen Halt.
So etwa an Bells Beach, wo vom 27.03. an wieder ein Surfwettbewerb stattfindet. Sufer konnte man von der Straße aus immer wieder beobachten und darüber philosophieren, was denn das Geheimnis einer guten Welle sei.
In Anglesea konnten wir unser erstes Quoten-Känguru auf einem Golfplatz im Schatten chillen sehen.
Es war genau so, wie es Max hier im Blog bereits beschrieben hatte: Das Känguru schien "Hey Girl" zu uns hinüberzurufen. Ein bisschen bekifft sah es schon aus.
Auf dem Golfplatz scheint es den Kängurus allgemein zu gefallen, wie man an den am Zaun angebrachten Schildern erkennen konnte:
Auf dem weiteren Weg konnte man immer wieder tolle Häuser entdecken, meist mit großer Glasfront und Outdoorkitchen, einmal sogar mit gläsernem Pool und ein ander Mal mit einer Terrasse als "Stairway to Heaven".
Papa wusste meist gar nicht, auf was er sich mehr konzentrieren sollte: Auf die tolle Strand-Felsen-Meer-Kombination, die "es-gibt-immer-eins-drüber-Häuser" am Straßenrand oder vielleicht doch lieber die Straße?!
Um die Mittagszeit kauften wir unser Vesper in einem Supermarkt ein und lernten, dass in Australien einfach alles teurer ist (beispielsweise das Kilo Bananen 3,99$).
Sicher, dass wir nun nahrungstechnisch versorgt seien, machten wir dann einen kleinen Abstecher zu den Eskine Falls.
Diese Wasserfälle liegen inmitten eines Eukalytuswaldes, der wie beschrieben duftete, und Farnpalmen. Ein Erlebnis für sich (allgemein könnte man unsere Tage hier jeweils in mehrere aufteilen und davon die Hälfte schlafen, um alle Eindrücke gebührend aufzuarbeiten und abzuspeichern...!)!
Hungrig wie wir nach insgesamt 500 Stufen waren, ging es zum nächsten malerischen, einsamen Strand, an dem wir Baguette mit Salami, die Sonne, das Meeresrauschen, den weichen Sand, die salzige Brise und (jedenfalls 2/5 der Bagage) das kühle Nass genossen.
Dank unseren geräumigen Kia-yennes konnten Mama, Max und Moritz mit S-Klassen-Fußraum ihre Sitze zurücklehnen und die Strecke mit einem Getränk (wahlweise Cola/Pepsi/Soda/Wasser - für einen rollenden Catering-Wagen war dann doch nicht genug Platz) die weitere Reise königlich angehen.
Eines der Highlights (jedenfalls für Mama, Papa, Moritz und mich) aber erwartete uns bereits auf dem Hinweg zum Leuchtturm: Koalas, die Max "liebevoll" "Fellbollen" nennt.
Plötzlich hingen die überall in den Bäumen rum und fristeten ihres backpackerähnlichen Daseins: Eine Stunde fressen, die anderen 23 Stunden schlafen (siehe einige Blogposts zuvor). Max begründete dies damit, dass die Koalas von den Giften im Eukalyptus so belämmert seien, dass sie gar nicht mehr anders könnten, als einfach nur rumzuhängen. Moritz, Mama und ich hüpften ganz aufgeregt von einem Koala zum nächsten, Max protestierte immer lautstark, was wir an den Fettbollen denn fänden (machte dabei aber brav Fotos) und Papa nahm zunächst die Drive-Tru-Safari, indem er mit dem Kia von Koala-Eukalyptus zu Koala-Eukalyptus fuhr.
Wir fanden allerdings ein ganz besonders süßes Exemplar, das so tief in einem Eukalyptusbaum abhing, dass man zu ihm hochklettern konnte, worauf der Bär mit nahezu hyperaktiven Bewegungen des Kopfdrehens (man könnte es auch als Posieren für die zahlreichen Kameras interpretieren, die ihn bald darauf fokusierten) und Pfoten-Streckens reagierte. Da stieg dann sogar Papa aus und war genauso begeistert wie wir.
Geduldig ertrug "unser" Koala die Fotosession incl. kletternder fremder, deutscher Backpackerinnen und zog uns restlichen Kräusse allesamt in seinen Bann.
Schwerlich mussten wir uns von ihm trennen.
Auf der Rückfahrt vom Leuchtturm aber saß unser Bär immer noch an der selben Stelle, nur fotografierten ihn andere begeisterte Touristen.
Papa ließ daher kurzentschlossen das Fenster runter und verkündete allen, dass dieser Koala Jimmy hieße und den ganzen Tag so rumhänge. (Max meinte daraufhin, wir könnten Jimmy auch in einem Jahr noch auf genau dem gleichen Baum fotografieren, da würde er nämlich noch immer dort sitzen.)
Damit hatte unser Koala einen Namen.
Der nächste Stop war an Johanna Beach, zu dem wir über die Red Johanna Road gelangten. Endlich hatte auch ich mal einen Ort, der "nach mir" benannt wurde und wohl ein Backpacker-Paradis hinsichtlich der Schlafgelegenheit darstellte, dort trafen wir nämlich auch die Backpackerinnen wieder, die sich zu unserem Jimmy in den Baum gesetzt hatten.
Ziel unserer langen Reise waren gegen 18 Uhr die Zwölf Apostel, Brandungspfeiler, die als Reste der erodierten Landspitze übrig geblieben sind und heute als Felsnadeln majestätisch im Wasser stehen.
Lonely Planet weiß hierzu:
"Ursprünglich hießen sie [die Zwölf Apostel] die "Sow and Piglets", doch in den 1960er Jahren meinte irgendjemand (niemand erinnert sich, wer das war), dass die Felsen bestimmt mehr Touristen anlocken würden, wenn sie einen ehrwürdigeren Namen hätten als die "Sau mit Ferkeln". Also wurden sie in "The Apostles" umgetauft. Und da Apostel nun einmal im Dutzend auftreten, kam die Zahl 12 etwas später hinzu."
Kein Wunder also, dass wir mit Mühe und Not insgesamt sieben der Felsnadeln erspähen konnten.
Wir konnten den ersten, letzten und damit einzigen Sonnenuntergang unserer Australienreise über dem Meer erleben.
Auf der Weiterfahrt zu einer leckeren Strandbar im Irgendwo im Nirgendwo trafen wir in der letzten Dämmerung unser erstes Känguru in echter freier, wilder Natur, das die Straße kreuzen wollte und damit Freundenjauchzer bei uns auslöste. Vor allem, als es wie eine Sprungfeder davon sprang.
Nach dem Essen gab es einen Fahrerwechsel und ich durfte die verbliebenen knapp 300km der Kia-yenne kutschieren.
Zusammenfassung dieser Fahrt:
- Eine Bremsung wegen eines kreuzenden Kangurus (nicht umsonst wird von Fahrten in der Dunkelheit energisch abgeraten)
- Ein totes Känguru am Straßenrand sowie
- ein toter Koala (beides aber nicht durch mich verbrochen)
- Vier vor Erschöpfung schlafende Mitfahrer.
Gegen 1 Uhr kamen wir wieder am Hotel an und konnten uns den verdienten Schlaf gönnen.
Auch dieser Tag war ereignisreich und lässt uns laut rufen:
"Mensch, geht's uns gut!" und "Ach, was ist das Leben schön!".
Unseren dritten und damit letzten Tag in Melbourne begannen Max und ich mit einem dringenden Waschmaschinen- und Trockner-Überfall. So ein Backpacker freut sich eben über gute, saubere Wäsche.
Was ein Backpacker aber auch noch braucht, sind anständige Schuhe. Max startete seine Australienreise mit zum Land passenden Känguruschuhen, mit denen er sich dasselbe wortwörtlich erlief.
Einen Tag vor unserer Ankunft war dieses Paar Schuhe mehr als fertig, sodass dringend Ersatz her musste.
Diesen beschafften wir in der Shopping-Mall bei den Docklands. Wie zwei Tage zuvor war dort wieder nur sehr wenig los, aber immerhin hatten die Geschäfte offen.
Max musste sich also schweren Herzens von seinen Schuhen trennen:
Frisch beschuht fuhren wir zum ...-Campus der La Trobe University, der etwa 14km außerhalb Melbournes liegt.
Ich spiele mit dem Gedanken, hier eventuell in zwei, drei Jahren meinen LL.M. zu machen, sodass eine Uni-Besichtigung anstand.
Ich konnte mir so einen guten Eindruck vom weitläufigen Campus machen, Infomaterial beschaffen, zusammen mit der Familie eines der dortigen Cafes ausprobieren, durch die Gebäude schlendern und die frisch renovierte Bibliothek besichtigen.
Alles in allem ist dies wirklich eine schöne Uni, und ich muss mir in Ruhe überlegen, wohin meine Reise gehen soll. In zwei Jahren kann sich sehr viel tun...
Schon nach unserer kleinen Shoppingtour zeigte uns Melbourne, weshalb es die Stadt mit den sechs Jahreszeiten genannt und mit sehr wechselhaftem Wetter beschrieben wird: Es regnete leicht, dann wieder heftig, dann schien die Sonne und es windete so sehr, dass wir uns auf Pellworm wähnten.
Mit Platzregen und größeren Pfützen auf der Straße stauten wir aus Melbourne raus und machten uns in Richtung Phillip Island auf.
Auf dieser etwa 160km von Melbourne befindlichen Insel erholen sich die Melbourner gerne am Wochenende. Es gibt dort ein Koala-Reservat (das wir nach der Begegnung mit Jimmy nicht mehr brauchten), Robben (die wir zeitlich leider nicht mehr in unserem Plan unterbrachten) und vor allem Zwergpinguine zu sehen.
Letztere werden 33-35cm groß und kommen kurz nach Sonnenuntergang in Scharen aus dem Meer über den Strand zu ihren Nestern gewatschelt.
Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und verfolgten dieses einzigartige Naturschauspiel von einer Tribüne aus aus nächster Nähe.
Papa konnte vor Freude kaum an sich halten, so süß wackelten die kleinen Dinger an uns vorbei.
Die Pinguin-Parade wollte nicht enden. Am Abend zuvor wurden an gleicher Stelle 589 dieser putzigen Tierchen gezählt, an unserem Abend sogar 1056.
Das Wetter hatte passend zu dem Spektakel aufgeklart, es regnete nicht mehr und war nur noch bewölkt, weshalb wir von der nächtlichen Kälte einige Zeit abgeschirmt waren, getreu dem Motto "Ein Max hat immer Glück".
Als dann nach etwa einer dreiviertel Stunde der Sternenhimmel zum Vorschein kam, brachen wir wieder nach Hause auf, machten in einer Trattoria Halt und Papa und ich kutschierten uns wieder ins Hotel.
Dort wurde dann das Wäsche-Chaos des Morgens behoben (die australischen Trockner interpretieren "trocken" etwas anders als die deutschen) und gegen 1 Uhr konnten wir ein weitereres Mal erschöpft in unsere Betten sinken.
Morgen geht es weiter nach Alice Springs.
Dort ist es dann vorbei mit kaltem Wetter - es wartet die Wüste mit ihrer Hitze und all' ihren Geheimnissen auf uns!
In diesem Sinne: Macht's gut, ihr da im kalten, verschneiten Deutschland!
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