Samstag, 30. November 2013

Farewell, my precious Australia!


Da unser Sharehouse im Stadtteil St. Kilda gelegen ist, ist der Melbourner CBD in verträglicher Nähe – solange man mit Bus oder Bahn fährt. Die kostenlose Melbourner Buslinie führt aber nicht durch St. Kilda und Bustickets sind doch recht teuer, sodass wir ohne Auto jetzt entweder laufen oder zahlen mussten. Da uns das Sharehouse so oder so nicht zusagte, beschlossen wir, in die Stadt in ein Hostel zu ziehen. Ursprünglich nur als letzte Option gedacht, war Geld nach dem Autoverkauf nicht mehr Priorität 1 und die Aussicht auf gewaschene, weisse Bettwäsche verlockend. Wir nahmen also unsere Backpacks auf den Rücken, verabschiedeten uns von Sven und marschierten in Richtung Stadt ab.

Das war nach fünf Wochen „by car“ unangenehm und unbequem und schon bald hatten wir genug vom Laufen. Stattdessen wollten wir zur nächsten Haltestelle des kostenlosen Busses und dann in die Stadt fahren.

Die kostenlose Buslinie ist eine nette Sightseeing-Tour ohne Asiaten, doch offenbar wird sie auch von locals gerne genutzt. Ich selber habe mich mit meiner Hawaii-Vorbereitung zurückgezogen, als wir eine halbe Stunde durch die Straßen zuckelten (Melbourne kannte ich soweit ja schon), doch Remco und René waren irgendwo vorne zu Gange und unterhielten sich angeregt mit einem älteren Mann. Irgendwann kam René zurück und erzählte, dass uns dieser Mann bei sich wohnen lassen würde – er wohnte zentraler als St. Kilda und würde kein Geld verlangen!

Eigentlich klang das ziemlich spanisch und ich weiß bis heute nicht, wie der Mann auf die Idee kam, wildfremden Backpacker aus dem kostenlosen Bus eine Bleibe anzubieten, aber zu diesem Zeitpunkt war mir das ziemlich egal und wir folgten ihm in seine Wohnung. Sie war in einer schönen Lage und bot einen super Blick auf den CBD, doch war sie unglaublich unordentlich. Ich habe mich im ersten Moment wirklich erschreckt.

etwas messi...

Er selber war aber ganz nett – etwas komisch, aber nett – und arbeitete als Autor oder Journalist, so ganz habe ich das nicht verstanden. Auf jeden Fall lagen überall Bücher und Zeitungen, auf jedem Tisch und Schrank und auf dem Boden gab es nur einen Pfad zum Laufen. Zugegeben, wirklich wohl fühlte ich mich da nicht, auch wenn wir WLAN hatten und kochen durften. Er war ja ganz nett und wir hatten sogar einen eigenen Hausschlüssel, aber es war einfach seltsam!
Dato blieben mir noch zwei Tage. Wir Jungs verbrachten diese zwei Tage zusammen und schauten uns Melbourne eingehend an – das Ethiad-Stadion, die Docklands, Flinders Station, Federation Square und natürlich den CBD. Die Stadt hat tolle Straßenzüge und eine schöne Stimmung in der Luft, etwas anders als Sydney und viel lebendiger als Perth. Auch Remco und René gefiel sie gut!

Victoria Markets

German Landjager, very tasty!

inside Victoria Markets


Melbourne Docklands

City of Art

Melbourne hat mir zum Abschluss im Übrigen noch einmal gezeigt, dass es Australien und mein Glück ernst mit mir meinen. Nach unserem Roulette-Erfolg in Adelaide und dem vielen Bargeld vom Subaru wollte ich noch einmal ins Casino, denn das Melbourner Crown Casino ist das größte auf der südlichen Hemisphäre und es gab wirklich keine taugliche Antwort auf die Frage „why not?“. Also ging ich mit René ins Casino zu den einarmigen Banditen (fast hätte ich die A-Klasse gewonnen, fast) und danach zum Roulette-Tisch. Dort bekam ich für meine 10 $ Einsatz vier Chips – erste Runde: weg. Zweite Runde: weg. Dritte Runde: weg. Und die vierte Runde machte die 34 zu meiner neuen Glückszahl.

Ein Max hat immer Glück. Ca. 150$!

Das war ein ganzer Haufen Knete, wenn man den Einsatz von 2,50$ bedenkt und jetzt verstehe ich auch, warum so viele Menschen der Spielsucht verfallen! René, der den Tisch erfolglos verlassen musste, konnte es kaum fassen und auch ich hab eine ganze Zeit lang meinen Kopf geschüttelt. So viel Glück muss man erst einmal haben! Danach ging es erst einmal noch ein Bier trinken, denn der Ratschlag von daheim war: Geld, das aus unvernünftigen Quellen stammt, soll auch in unvernünftige Quellen zurückfließen, und deshalb war das gut so. Aber die Botschaft Melbournes war spätestens jetzt nach dem Verkauf des Autos und dem Gewinn im Casino ganz klar: Ein Max hat immer Glück!




 
Shared my last Australian sunsetwith me! @Eureka Tower, MB

Irgendwann brachen dann die letzten 24 Stunden Australien an und in mir wuchs wieder die Wehmut, dieses schöne Land verlassen zu müssen. In all den Monaten und durch die unzähligen Erlebnisse ist es ein Teil von mir geworden und ich war ganz schön traurig und melancholisch, als ich mit René zusammen meinen letzten australischen Sonnenuntergang vom höchsten Platz der Südhalbkugel anschaute und sah, wie die Stadt ein letztes Mal für mich langsam dunkler wurde. Auch fünf Monate sind eine lange Zeit und nun schloss sich ein wichtiges Kapitel meiner Reise und vermutlich auch meines Lebens. Australien ist ein fantastisches Land, unheimlich groß, unglaublich vielseitig und unendlich weit weg. Ich habe mich in den Monaten verändert, wurde geprägt und sehe vieles anders als früher – never complain, take it & why not – ich bin mir sicher, dass mir die Zeit alleine weit weg von daheim gut getan hat und ich Australien immer als das Land sehen werde, an dem einfach jeden Tag easy life ist. Ich werde diese Zeit nie vergessen!

Es ist gepackt.

Up to the top




So musste ich trotz der Freude auf Daheim doch die Luft anhalten, als das Rütteln der 767 der Quantas beim Abheben aufhörte und wir australischen Boden hinter uns ließen. Das war Australien, das war eine gute Zeit und ich hab immer Glück!




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