Mittwoch, 27. November 2013

Deja-vu: 2nd Time Great Ocean Road


Als wir von Portland aufbrachen, war uns klar: das ist die letzte Etappe unserer Reise, das letzte Mal Kilometer schrubben, das letzte Mal anhalten wo es schön ist. Die Great Ocean Road lag vor uns; Spannung, Freude und Wehmut machte sich breit.
Sowohl Remco, als auch René haben diese Straße noch nicht genießen dürfen. Ich hatte das Glück, die Great Ocean Road im Mietwagen mit dem Rest der Familie zwei Monate zuvor gesehen zu haben – und deshalb tauchte in meinem Kopf trotz meiner leider ununterdrückbaren Frankophobie unzählige Male der Begriff „Deja-vu“ auf. Ich kannte tatsächlich noch Plätze, Kurven, Strände und Steine.

Während ich im April von Westen nach Osten fuhr, gingen wir die Strecke dieses Mal unserer Richtung folgend „von links“ an. Die Great Ocean Road bot noch immer überwältigende Ausblicke und Felsformationen, denen wir uns kaum satt sehen konnten. Weil im April leider nur ein Tag zur Erkundung der GOR einberaumt werden konnte, verpassten wir das westliche Ende der Straße und ich sah Plätze, die für mich ebenso neu waren wie für meine zwei Subaru-Brüder. Die dreifache Zeit war dafür vollkommen ausreichend, um auch noch hier und da rechts ran zu fahren, ein paar Meter zu laufen und die Umgebung auf sich wirken zu lassen.


Ihr kennt es nur im Dunkeln, doch so sieht es in Port Campbell im Hellen aus - wie ihr seht, haben wir damals wärmeres und besseres Wetter gehabt, auch wenn es heute nicht regnete. Kennt ihr diese Location noch?

Es sieht alles noch gleich aus. Sogar der Tafelanschrieb ist der selbe geblieben. Wir haben allerdings nur einen Kaffee getrunken, da Remco ein paar Stunden laufen wollte, ich meinen Perth-Blogpost tippte und René sich von einem sich anschleichenden Fieber im Warmen erholen wollte. Das ist der Blick draußen im Hellen. Die Wellen sind viel höher und massiver gewesen als das letzte Mal. Zum Sunset haben wir uns mit Remco an den Twelve Apostels verabredet. Dort folgte das letzte Deja vu für heute. Die 12 Apostels. Wir waren zum Sunset da, doch gab es keinen Sunset..nur die üblichen Japaner. Der Stein, an den ich das iPhone gelegt habe, die Schilder, der Blick - alles war vertraut und bekannt, nur dass diesmal mein eigener Schlitzaugenporsche auf dem Parkplatz stand. Auf dem wurde heute Rule No. 3 verewigt (nicht verewigt, nur temporär. Die Botschaft stimmt):
This is really badass 

Nach über 6.000 gefahrenen Kilometern kamen die Australier doch noch auf die Idee, uns Rechtsverkehr-gewöhnten Europäern auf ihre falsche Seite hinzuweisen. Weil wir so weit unfall- und zwischenfallfrei gekommen waren, waren wir uns einig, dass die eigentliche Ursache für die Schilder an jedem Parkplatz entlang der GOR chinesische und –natürlich- französische Gründe hatte.



Eine unserer ersten Stopps war die Bucht von Moritz. Ein Bild von ihm und seiner eigenen Bay wäre der Knaller gewesen, doch mangels des „Wurms“ musste ich auf das Foto:

Der Wurm ist aber nicht der einzige mit persönlichem Ortsbezug. Obwohl es etwas außerhalb lag, bekam ich meine Mitreisenden aus Eigeninteresse überzeugt, die Küste Richtung Norden zu verlassen und so kochten wir nach einem anstrengenden Walk auf einem ca. 45cm breitem Trail am Hang beim Schild von „Sabine Falls“.

Auch westlich von Port Campbell und damit außerhalb unserer Mietwagen-Reichweite lag „The Arch“, eine wunderschöne Bogenbrücke aus Sandstein – geformt von abermillionen starker Brecher des eisig kalten Südaustralischen Meeres.
Vermutlich liegt die Ursache für die immer unruhige, aber dafür umso beeindruckendere Brandung in der einziehenden Jahreszeit. Wir hatten sehr wechselhaftes Wetter mit mal strahlender Herbstsonne und einer leichten Brise, dann wieder strömenden Regen im Subaru und zwischendrin auch mal ein wolkenverhangener, düsterer Himmel. Das brachte Abwechslung und Variation in die Eindrücke, denn man mag nicht glauben, wie sich die schon romantisch wirkende Küste im goldenen, warmen Abendlicht zum unwirtlichen Tor der Arktis entwickeln kann:



Ein kurzes Video zur Brandung.


Diese Felsformation wurde nur „Razor“ genannt. Tatsächlich finde ich, dass der Sandstein aussieht wie ein Rasiermesser unter dem Mikroskop!

Drei Tage an der Great Ocean Road bietet nicht nur die Chance auf drei Sunsets, sondern auch auch drei Sunrises. Einen von ihnen wollten wir an den 12 Apostels verbringen. Ohne Sonnenuntergang an diesem Hotspot ist man natürlich nie da gewesen, doch wer einen Sunrise gesehen hat, unterscheidet sich von den rund 15 Millionen, nervtötenden Asiaten. Leider glückte uns dieser  Versuch genauso wenig wie der des Sunsets – die Wolken waren unkooperativ, was mir besonders wegen Remco und René leid tat. Ich habe ja schon im April meinen eindrucksvollen Twelve-Apostels-Sunset gehabt!

Twelve Apostels





Die Realität machte natürlich trotz der teils unwirklich erscheinenden Szenerien keine Pause und so lagen mir zwei Dinge auf dem Herzen: Der Verkauf des Subarus und meine bevorstehenden zwei Wochen in den USA.
Letzteres wurde nach den drei Regeln angegangen und war zu diesem Zeitpunkt ungefähr so organisiert wie mein Trip nach Australien fünf Monate zuvor: gar nicht. Nur Visa und Flug. Damals hatte ich aber schon eine Schlafgelegenheit, was ich ungefähr eine Woche vor meinem kontinentalen Transit noch nicht behaupten konnte  - weder für Honolulu, noch für New York. Ich wollte nämlich, inspiriert von all den coolen Storys, couchsurfen.

"The Arch"


The Arch Artists.

Remco & Me


Dafür bewarb ich mich in erster Linie für New York bei unzähligen CSern. Ich glaube, im Laufe der ersten Maiwochen versendete ich über 30 Anfragen, jeweils mit persönlicher Begründung in die Richtung „I choose you because…“ oder “It looks like we have in common that…“, doch bekam ich nur zwei Antworten. Und beide waren negativ. Die New Yorker Hostels sind Mitte Mai natürlich auch alle voll bis zum Rand und weil ich eine optimale Lage haben wollte, stellte sich die Unterkunft als Problem dar – entweder für mein New-York-Erlebnis oder meinen Geldbeutel. In Hawaii sah die Situation ganz ähnlich aus. Auch hier schickte ich erfolglos einige CS-Anfragen, bis es mir zu knapp wurde und ein Hostel buchte, das mir von einer Bekannten empfohlen wurde. Bis ich mich zu dieser Entscheidung durchgerungen hatte und mir endlich mein Scheitern bei den „Mitschlafgelegenheiten“ eingestand, war viel Zeit vergangen. Erst danach konnte ich mich während der Fahrt über das iPhone durch unzählige Foren forsten, dutzende Apps laden und lesen und Erfahrungen austauschen, um herauszufinden, was ich denn sehen wollte. Das war meine Beschäftigung auf weniger interessanten Fahrtabschnitten der Great Ocean Road, doch trotz all den tollen Dingen und den fantastischen Bildern der Websites hätte ich mich zu diesem Zeitpunkt am Melbourner Flughafen dreimal lieber in den Flieger nach Frankfurt als nach Hawaii gesetzt. Ich hatte keine Vorfreude auf die Staaten, ich hatte Sehnsucht nach Deutschland!


Die zweite Sorge war unser „must sell quickly“-Subaru. Während unser Tage in Portland blieb das iPhone stumm während daheim alle schliefen, und so zuckte ich bei jeder SMS und Whatsapp-Nachricht zusammen und lugte gespannt auf das Display. Und tatsächlich konnte ich am 05. Mai nachmittags eine iMessage vorlesen!

Best moment of the day

Für die Antwort brauchten wir ewig. Was schreiben wir, um unsere Verzweiflung nicht durchscheinen zu lassen und um abgebrüht zu wirken? In den vorangegangenen Tagen wurde mir öfters bewusst, wie naiv doch unser Gedanke eines Verkaufs von diesem Karren war und wollte daher nicht zu hoch pokern. Wenn wir den Subaru für 600$ verramschen, sind das noch immer 600$ mehr als zum Schrottplatz zu fahren! Remco war allerdings anderer Meinung und so einigten wir drei uns auf eine distanziert-seriöse Antwort. Keine Ahnung, ob uns diese Wirkung gelungen ist, doch war es ein verdammt cooles Gefühl, einen Interessenten zu haben – im weiteren Verlauf der Konversation machten wir einen Termin in Melbourne aus!
Luch in our beautiful car
Über Interesse anderer konnte sich unser Subaru grundsätzlich allerdings nicht beschweren. In den von den Touristen gesäumten Dörfern der Küste war das Auto ein echter Blickfang. Ich schätze, das lag nicht nur an den fancy blue lights (wir hatten blaue Lichter an der Türe. Das war cool) oder unserer Kleiderbügelantenne, sondern vor allem an dem Dreck, den Lackschäden und dem riesigen WHY  NOT auf der Motorhaube. Erst diese Panzertape-Produktion machte den Subaru komplett!
Trotz allem wurde ich von einer europäischen Reisegruppe ziemlich entgeistert angestarrt, als ich auf einem Parkplatz Anlauf nahm und mit lautem Poltern über das nachgebende Blech der Motorhaube stampfte. Das hinterließ zwar eine große, aber dafür gleichmäßige Beule und wenn man schon so ein Auto hat, darf man jawohl auch Abkürzungen nehmen. Die Gesichter waren es auf jeden Fall wert.

Rule No. 3: Why not?

Trotz all dem Wehmut gefiel uns diese Etappe ganz besonders. Definitiv ein Must-See Australiens! So tat es etwas weh, wieder ins Landesinnere Richtung Melbourne abzubiegen und das Meer hinter sich zu lassen. Gleichzeitig war ich aber auch erleichtert, jede Sekunde näher an zu Hause zu kommen. Das Gefühl, das mich beherrschte, ist schwer zu beschreiben, denn es hat etwas von Trennung und Verlust, aber auch von Erleichterung und Freude.
Von Moritz. Er zählt die Tage

Am 06. Mai gegen zehn Uhr morgens überschritten wir die Melbourner Stadtgrenze. 

Diesen Kandidaten fanden wir am Strand

und diesen auf einen unserer Offroad-Touren im Inland...
...querbeet über Wald und Wiese.


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