Or: How to sell a Subaru
Heute Mittag haben wir die
Stadtgrenze Melbournes überschritten, nachdem sich die Great Ocean Road im
besten Licht gezeigt hatte.
Wir haben die letzten Stunden und Kilometer unseres Roadtrips genossen. Ich bin gefahren und konnte mir in Ruhe eingestehen, dass der Subaru die letzten 6.300 Kilometer einen tollen Job gemacht hat. Bis auf ein einziges Mal fremdstarten und die doofe Scheibe gibt es nicht den Hauch eines abers; gerade wenn man bedenkt, wie wir ihn behandelt haben.
Wir haben die letzten Stunden und Kilometer unseres Roadtrips genossen. Ich bin gefahren und konnte mir in Ruhe eingestehen, dass der Subaru die letzten 6.300 Kilometer einen tollen Job gemacht hat. Bis auf ein einziges Mal fremdstarten und die doofe Scheibe gibt es nicht den Hauch eines abers; gerade wenn man bedenkt, wie wir ihn behandelt haben.
Aus einer Mail nach Deutschland
Hey Melbourne. We know eachother...nice to be back |
Das Ankommen in Melbourne hatte symbolischen Wert für mich. Ab jetzt konnte man nicht mehr sagen „wenn wir dann in Melbourne sind…“ - vier Tage blieben uns in dieser Stadt und mir in Australien. Alle Flüge der kommenden drei Wochen waren confirmed und der Bus zum Flughafen gebucht – jetzt galt es! Zwei Baustellen waren für uns aber noch offen: der Subaru war noch nicht verkauft und wir konnten unsere Zelte nicht in der Stadt aufschlagen. Für beide Probleme ergriffen wir Maßnahmen.
Noch immer waren wir, speziell Remco, engagiert auf Couchsurfing aktiv, um uns eine Schlafgelegenheit für die kommenden Nächte zu besorgen. Hostel war nur eine Notoption für uns, denn es kostet viel Geld und ist langweilig. Trotz Remcos Engagement hat es mich nicht gewundert, dass wir keine Zusagen bekamen; ich weiß nicht einmal, wie viele antworteten. Weil wir unsere schwindende Zeit im kulturellen Hotspots Australiens aber nur mit Basislager nutzen konnten, gaben wir den couchsurfing-Gedanken auf und kümmerten uns rechtzeitig um eine Alternative.
Über all die Monate hatte ich hin und wieder Kontakt zu Sven aus dem Schuttertal, der Ende 2012 ein paar Wochen vor mir zum Work&Traveln nach Australien gereist ist und seit einiger Zeit in Melbourne lebte und arbeitete. Er wohnte in einem Sharehouse (also einer WG) voller Reisender – soweit ich weiß, schliefen und kochten bis zu 15 Bewohner in dem Haus im Stadtteil St. Kilda. Ich fragte an, ob wir nicht für einige Tage für wenig Geld einziehen dürften und Sven konnte uns drei Betten organisieren. Der Preis war mit 15$/Nacht/Person zwar stolz, aber wir waren wirklich froh um vier feste Wände und die vorläufige Lösung unseres Schlafproblems, noch dazu mit einem akzeptablem Zugang zum Melbourner CBD.
Im Sharehouse war das Personal bunt gemischt – ich glaube, alle arbeiteten für kurz oder lang und kamen aus verschiedenen Teilen der Erde (tatsächlich war Sven der einzige Deutsche!). Diese Tage im Sharehouse waren im Nachhinein nicht mein Fall. Ich fand, dass es unordentlich, schmutzig und vor allem anonym war - der Großteil derjenigen, denen man auf dem Gang begegnete, stellten sich nicht mal vor und auch sonst machte man nicht viel zusammen. Sicher war das der Situation und der Größe der WG geschuldet und eigentlich auch gar nicht so schlimm, aber es reichte für die Entscheidung für eine eigene Wohnung im Falle eines Studiums!
Dem „Einzug“ (Schlafsack auf die Matratze, fertig) folgte direkt die Vorbereitung des Subarus für unser kommendes Verkaufsdate. Was da alles zum Vorschein kam, wir hatten ganz schön viel Zeugs durch die Gegend gekarrt! Natürlich stand für die optimale Roßtäuscher-Taktik saugen und putzen an oberster Stelle. Der Kofferraum wurde so gut es ging von übrigen Scherben befreit (die aber immer wieder aus dem nichts auftauchten) und die Krümel von fünf Wochen Frühstück aus den Sitzen gekratzt. Die Fußmatte hinten rechts, die wegen unseres leckenden Wassercontainers immer durchnässt war, wurde zum Trocknen aufgehängt und auch das geliebte why not musste weg.
Remco kümmerte sich daraufhin um die weitere Organisation des Verkaufsdates. Unser Interessent reiste alleine, hieß Jacob und klang am Telefon very british. Bei unserem Treffen am Nachmittag stellte er sich als Stockholmer mit Pseudo-Akzent heraus.
Wir gaben ihm unsere Adresse und warteten am Auto. Davor wurde noch einmal getestet, ob er schön anspringt und ab wann es beim Einschlagen des Lenkrads so laut zu quietschen begann, dass man es auch innen hören würde. Das musste vermieden werden. Wir waren gute Autoverkäufer.
Wir gaben ihm unsere Adresse und warteten am Auto. Davor wurde noch einmal getestet, ob er schön anspringt und ab wann es beim Einschlagen des Lenkrads so laut zu quietschen begann, dass man es auch innen hören würde. Das musste vermieden werden. Wir waren gute Autoverkäufer.
Ja, das war nach dem Putzen |
Ich war zugegebenermaßen schon etwas nervös, als Jacob kam und es um den Verkauf ging. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass jemand so naiv bzw. risikofreudig ist und ein Auto ohne Heckscheibe und Blinkerglas von drei Backpackern für so viel Geld kaufen würde. Glücklicherweise merkten wir dann bei seiner Probefahrt, dass er auch das erste Mal an einem Autoverkauf beteiligt war.
Seit unserer 400 km langen Rally über die Gravel Roads der Gawler-Range über Schlagloch, Stock und Stein zog unsere Lenkung konsequent nach links. Lenkrad loslassen war seitdem nicht mehr drin und ehrlich gesagt wurde es mit jeder Etappe unangenehmer – die Lager waren echt fertig und ausgeschlagen. Weil wir aber wirklich moralische Barrieren haben und einen fairen Deal auf die Beine stellen wollten, wiesen wir Jacob offen darauf hin, genauso wie auf die Lautsprecher, die mit steigender Drehzahl begannen immer lauter zu summen, sowie auf die elektrischen Außenspiegel, die etwas launisch waren. Wir waren uns auch nicht nur der fehlenden Heckscheibe bewusst, sondern planten bei der veranschlagten Verhandlungsbasis von stolzen 1.300$ incl. Equipment/excl. Scheibe auch einige Dollar Spielraum wegen der Lackschäden ein. Doch – und das war einfach dumm von Jacob – ernteten all diese doch eklatanten und Handlungsbasis bietenden Mängel ein „I don’t care“. So spart man kein Geld, Freund aus dem Norden! Und zur Erinnerung: wir kauften das Auto vor über 6.000 km mit Heckscheibe und ohne Lenkungsschäden für 1.350$.
Nach der Testfahrt zu viert durch St. Kilda war Jacob zufrieden. Er überlegte etwas, dachte nach, wog den Kopf hin und her und sagte dann: 1.300$ on the spot sind zu viel für das Auto. Er bietet 1.150$ inklusive des Camping-Equipments.
Zwei Sätze später schüttelten wir uns die Hände. Er war tatsächlich mit 1.300$ für unseren Subaru mit Campingsachen und ohne Heckscheibe einverstanden. Deal!
Seit unserer 400 km langen Rally über die Gravel Roads der Gawler-Range über Schlagloch, Stock und Stein zog unsere Lenkung konsequent nach links. Lenkrad loslassen war seitdem nicht mehr drin und ehrlich gesagt wurde es mit jeder Etappe unangenehmer – die Lager waren echt fertig und ausgeschlagen. Weil wir aber wirklich moralische Barrieren haben und einen fairen Deal auf die Beine stellen wollten, wiesen wir Jacob offen darauf hin, genauso wie auf die Lautsprecher, die mit steigender Drehzahl begannen immer lauter zu summen, sowie auf die elektrischen Außenspiegel, die etwas launisch waren. Wir waren uns auch nicht nur der fehlenden Heckscheibe bewusst, sondern planten bei der veranschlagten Verhandlungsbasis von stolzen 1.300$ incl. Equipment/excl. Scheibe auch einige Dollar Spielraum wegen der Lackschäden ein. Doch – und das war einfach dumm von Jacob – ernteten all diese doch eklatanten und Handlungsbasis bietenden Mängel ein „I don’t care“. So spart man kein Geld, Freund aus dem Norden! Und zur Erinnerung: wir kauften das Auto vor über 6.000 km mit Heckscheibe und ohne Lenkungsschäden für 1.350$.
Nach der Testfahrt zu viert durch St. Kilda war Jacob zufrieden. Er überlegte etwas, dachte nach, wog den Kopf hin und her und sagte dann: 1.300$ on the spot sind zu viel für das Auto. Er bietet 1.150$ inklusive des Camping-Equipments.
Zwei Sätze später schüttelten wir uns die Hände. Er war tatsächlich mit 1.300$ für unseren Subaru mit Campingsachen und ohne Heckscheibe einverstanden. Deal!
Mit so einem unglaublichen Erlös hat keiner von uns gerechnet, glaube ich – reperatur- campingsachen und heckscheibenbereinigt hatten wir letztendlich nur eine kleine Zahl von knapp 70$ pro Person als Wertverlust und das war nun wirklich tragbar, gerade angesichts der Umstände. Niemals wäre ich dieses Risiko an Jacobs Stelle alleine eingegangen und er hatte Glück, dass wir ehrlich Verkäufer sind! Man hätte ihn wirklich über den Tisch ziehen können. Trotz des guten Preises können wir uns nicht vorwerfen, nicht korrekt oder nicht ehrlich gewesen zu sein, denn der Deal war fair und insoweit auch angemessen gewesen. Das Auto selber war zwar „no candy for the eye, but runs very well“, wie es auch in unserer gumtree-Anzeige stand, doch wird es die nächsten 10.000 km mitmachen, da waren wir uns sicher, und im Nachhinein stellte sich Jacob sogar als der unehrlichere Partner heraus.
Wir hatten also einen Deal mit Handschlag und einen Termin am nächsten Morgen für die Geld- und Schlüsselübergabe sowie die Ummeldung. Das feierten wir diesen Abend erst einmal und waren wirklich erleichtert, dass alles so reibungslos und erfolgreich abgelaufen ist. Nur noch der Ummeldungskram und fertig!
Wer glaubt, dass die Deutschen das einzige Bürokratievolk der Erde ist, irrt. Die Australier haben das in Victorias Verkehrsbehörde auch drauf, dafür aber noch in Englisch! Wir drei trafen uns morgens mit Jacob und begaben uns in der Behörde von Schalter zu Schalter, um Formulare und Informationen zusammenzutragen. Dass das den halben Vormittag kostete, war ja schon blöd, aber richtig Herzklopfen bekam ich bei der gefühlten 10. Schalterfrau, die übrigens auch am anderen Ende der Welt genauso mürrisch und bieder aussehen wie die in Deutschland.
Diese Art der beamtus governmentalis australialis feminina schaute besonders mürrisch und genervt, als sie uns vieren eine Liste mit ziemlich großen Zahlen hinsudelte. Wir wollten für Jacob die Western-Australia-Registrierung beibehalten, damit er das roadworthy-Zertifikat, also den australischen TÜV, nicht nachholen muss. Allerdings geht die geplante einfache Ummeldung des Namens nicht, stattdessen läuft die ganze Ummeldung des hier in Victoria verkauften Fahrzeugs nur und ausschließlich über victorianische Regeln. Die da wären: Ummeldung, Versicherung, Roadworthy, Steuer, Gebühren und viel viel Geld. Es würde mehr kosten, als wir für das Auto bekommen wollten.
Mir rutschte da das Herz in die Hose und ich sah unseren Traum vom guten Geschäft buchstäblich platzen wie eine Seifenblase. Einen backpacker juckt es doch nicht, wenn er jemandem vertraglich bindend die Hand gegeben hat! Der haut ab und ist nicht mehr gesehen – und genau das hätte ich an Jacobs Stelle getan. Alles andere wäre ja finanzieller Selbstmord, dachte ich mir, gerade wenn man wie er just in Australien gelandet ist – tja, das wars dann. Tatsächlich war Jacob auch kurz am Zögern.
Wer glaubt, dass die Deutschen das einzige Bürokratievolk der Erde ist, irrt. Die Australier haben das in Victorias Verkehrsbehörde auch drauf, dafür aber noch in Englisch! Wir drei trafen uns morgens mit Jacob und begaben uns in der Behörde von Schalter zu Schalter, um Formulare und Informationen zusammenzutragen. Dass das den halben Vormittag kostete, war ja schon blöd, aber richtig Herzklopfen bekam ich bei der gefühlten 10. Schalterfrau, die übrigens auch am anderen Ende der Welt genauso mürrisch und bieder aussehen wie die in Deutschland.
Diese Art der beamtus governmentalis australialis feminina schaute besonders mürrisch und genervt, als sie uns vieren eine Liste mit ziemlich großen Zahlen hinsudelte. Wir wollten für Jacob die Western-Australia-Registrierung beibehalten, damit er das roadworthy-Zertifikat, also den australischen TÜV, nicht nachholen muss. Allerdings geht die geplante einfache Ummeldung des Namens nicht, stattdessen läuft die ganze Ummeldung des hier in Victoria verkauften Fahrzeugs nur und ausschließlich über victorianische Regeln. Die da wären: Ummeldung, Versicherung, Roadworthy, Steuer, Gebühren und viel viel Geld. Es würde mehr kosten, als wir für das Auto bekommen wollten.
Mir rutschte da das Herz in die Hose und ich sah unseren Traum vom guten Geschäft buchstäblich platzen wie eine Seifenblase. Einen backpacker juckt es doch nicht, wenn er jemandem vertraglich bindend die Hand gegeben hat! Der haut ab und ist nicht mehr gesehen – und genau das hätte ich an Jacobs Stelle getan. Alles andere wäre ja finanzieller Selbstmord, dachte ich mir, gerade wenn man wie er just in Australien gelandet ist – tja, das wars dann. Tatsächlich war Jacob auch kurz am Zögern.
Discussing whats going to happen next. Betretene Gesichter! |
Obwohl Jacob uns dreien und speziell Remco im Nachhinein einiges an Ärger bescherte, bin ich gottfroh, dass er doch nicht zurückgetreten oder abgehauen ist. Diese Möglichkeit hatte er faktisch. Ich weiß auch nicht mehr genau, wie er die Ummeldung und all die Reparaturen geplant und angestellt hat, aber das war mir ab dem Moment vollkommen egal, an dem wir von ihm einen Bündel 50er überreicht bekommen haben. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich glaube, dass auch meine zwei Mitfahrer Zweifel hegten und erleichtert waren. So gerne wie wir den Subaru hatten, es war gut, dass er weg war und unser gutes Geschäft ein gutes Geschäft blieb. Auch wenn vielleicht sogar etwas mehr drin gewesen wäre, doch dieses Pokerspiel durfte man nicht überreizen.
Da verstand ich auf einmal die Backpacker, die ihre eigentlichen Kollegen über den Tisch zogen und unfaire Deals machen: am Ende eines Trips, wo der Strich unter der Rechnung nah ist, zählt halt doch nur das Geld und nicht die Moral oder der Backpacker-Spirit. Ich bin tatsächlich etwas stolz auf uns, dass wir ehrlich blieben! Zum Glück sahen René und Remco das nicht anders.
Goodbye, Subaru! You've been a good travelmate! |
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