Den Times Square und all die anderen Plätze der Stadt
zu finden ist in New York wirklich nicht schwer, besonders nicht für einen
angehenden Piloten: die Straßen verlaufen wie in anderen amerikanischen Städten
parallel in N-S- und O-W-Ausrichtung zueinander, und dank der systematischen Nummerierung
merkt man spätestens bei der nächsten Kreuzung, ob man in die falsche Richtung
läuft. Außerdem haben die verschiedenen Stadt“teile“ Manhattans ihre Namen
nicht zu Unrecht – ob man gerade durch Chinatown oder Little Italy lief,
bemerkte man sofort.
die typischen Feuertreppen |
Dass ich auf der Suche nach Kopfhörern in einem
jüdischen Kaufhaus landete, bemerkte ich aber erst als ich schon drinnen war
(und dann hoffen musste, dass sie kein Problem mehr
mit Deutschen haben). In diesem riesigen Elektronikladen, in dem die gekauften
Artikel über ein Schienensystem zur Kasse gebracht werden, waren einfach ALLE
schwarz angezogen und alle hatten ihre Zöpfe geflochten. Keiner stand rum, alle
hatten etwas zu tun. Manche trugen einen Hut. Ich kam mir vor wie in Jerusalem
und das war mir zugegebenermaßen irgendwie unheimlich – fühlt sich so ein
Schwarzer unter Weißen?
Den Kopfhörer habe ich dann übrigens gekauft.
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Wall Street |
Am Times Sqaure: Deshalb heißt er, wie er heißt |
New Yorker Streetlife |
Gestärkt jeden Morgen durch Donuts von Dunkin (6er
Box), Bagels von der Central Station (Achtung Geheimtipp: beste Kombination vom
Laden an einer der Ecken im Untergeschoss ist ein Cinnamon Beagle mit Creme
Frâiche!) und Burger von McDonalds, führten mich die Märsche durch die Stadt
auf kurz oder lang an allen wichtigen Plätzen der Innenstadt vorbei – ich komme
auf über 30 km Fußweg. Ich habe den Madison Square Garden gesehen, war am Union
Square, dem Flat Iron Building, der Grand Central Station, der St. Pauls
Cathedral (“In a city that never sleeps everybody needs a place to pray“) und
und und. In vier Tagen mit 12 Stunden sieht man einiges; zu viel, um es
aufzulisten. Neben dem Times Square waren mir drei Orte aber besonders wichtig
gewesen: die Brooklyn Bridge, Ground Zero und das Empire State Building.
The famous Empire State Building! |
Diese drei Plätze durfte ich glücklicherweise bei
gutem Wetter besuchen. Sobald der Himmel am zweiten Tag aufriss, ging ich
schnurstracks zum Empire State Building um den verpflichtenden Besuch auf der
Terrasse im 86. Stock abzuhaken. Ich freute mich auf den Blick über Downtown
Manhattan und auf die Straßen unter mir. Auch wenn er übervoll ist, dieser Ort
ist und bleibt ein Muss bei jedem New York-Besuch! Ich wusste nicht, was für
eine Bedeutung das Hochhaus hatte und was für eine Geschichte es mit sich trägt.
Zu Kriegszeiten ist sogar einmal ein Bomber im Nebel in das Gebäude geflogen.
Flatiron Building |
Hier wird eng geparkt! |
Vom Empire State aus sieht man in Blickrichtung Süd
das neue Wahrzeichen der Stadt in den Himmel wachsen: der World Trade Center
direkt an Ground Zero.
Ground Zero, Standort der Zwillingstürme bis zum 11.
September 2001, kann kostenlos besucht werden. Zur Regelung des
Publikumszuflusses muss allerdings eine Karte abgeholt werden, außerdem wird
man wieder wie ein al-Quaida durchsucht. Die Atmosphäre an Ground Zero ist aber
eine ganz besondere – wie mit dem Holocaust-Mahnmal in Berlin ist es gelungen,
einen Schnitt in der Geschichte eines Landes in einem Bauwerk festzuhalten,
auch wenn die Emotionen dieser zwei Orte schwer vergleichbar sind. Das Rauschen
oder besser Tosen der Wasserfälle in ein Loch, dessen Boden man nicht sehen
kann, lässt schaudern. Beide Brunnen, die exakt an den Grundmauern der
Zwillingstürme errichtet wurden, sind eingefasst von Platten mit den Namen der
Opfer des heiligen Krieges, geordnet nach Türmen und Einsatzgruppen. Es war ein
beklemmendes Gefühl neben dieser gut in Stein übersetzten Wunde des Landes, und
obwohl ich den World Trade Center nie zu Gesicht bekommen habe, spürte ich,
dass hier etwas fehlt. Auch wenn es eine weniger spektakuläre und nicht
facebook-taugliche Location New Yorks ist, muss man da gewesen sein – in meiner
Empfindung braucht ein Besuch aber seine Zeit; einmal kurz zwischen Shoppen bei
Tiffany’s und Besteigen der Freiheitsstatue passt das nicht.
Die Freiheitsstatue selber war leider wegen des
Unwetters wenige Wochen zuvor nicht mehr
zugänglich und ich musste mich auf die kostenlose Fahrt der Staten Island Ferry
beschränken, von der aus sich ein schöner Blick auf die Statue und Downtown
Manhattan bietet.
WTC 1 |
Im Mai 2013 lag mein Abitur in Gemeinschaftskunde
vierstündig zwar schon über ein Jahr zurück, doch das Interesse an Politik als
Dreh- und Angelpunkt des Fachs ist erhalten geblieben. Aus diesem Grund war bei
meiner ersten Sichtung des Touristenprogramms ganz klar: ich schaue durch am
Hauptsitz der Vereinten Nationen. Vorbei am Rockefeller Center und den Trump
Towers gelangt man zum berühmten Flaggenhalbkreis aller 193 Mitgliedsstaaten
und dem Hochhaus der UN. Ein Gefühl wie in Berlin auf der Wiese vor dem
Reichstag und der Glaskuppel, nur ein paar Stufen größer! Da bleibt man erst
einmal stehen und genießt die Vergegenwärtigung von internationaler Politik auf
höchstem Niveau.
193 Stück |
Dank mangelnder Reisevorbereitung war ich schon fast
am Abhaken und Gehen, als ich erst bemerkte, dass man das Versammlungsgebäude
sogar betreten durfte – wie es sich auch eigentlich für eine Organisation
gehört, in der fast jeder Mensch der Welt Mitglied ist. Dennoch war ich
überrascht, dass man sich nach einer kurzen Taschenkontrolle frei auf dem
grünen Teppich der Räume um den großen Plenarsaal bewegen durfte und es noch
dazu ein offenes WLAN gab. Dass ich mich mal in das Netzwerk der Vereinten
Nationen in New York einloggen werde, hätte ich bei der Wahl von
Gemeinschaftskunde als Kernfach wirklich nicht erwartet!
Weil ich immer Glück habe, gab es bei der nächsten
der stündlich angebotenen Führungen genau einen freien Platz. Mein Flug ging
erst abends, sodass ich den gesamten Vormittag beliebig gestalten konnte. Bei
der 1,5-stündigen Führung lernte ich dank herausragender Bildung durch einen
schon fast berühmten GK-Lehrer am Scheffel zwar nur wenig dazu, bekam aber
echte Einblicke ohne Lehrbuch.
Der große Plenarsaal |
Schlaaaand |
Man bekam etwas über die Geschichte, die Ziele und
die Vorgänge der UN erzählt und wurde durch museumsartige Räume mit
ausgestellten Unterschriftenlisten für die Proliferation und Bilderwänden
geführt. Highlight war aber natürlich der große Plenarsaal mit seinem Sitzen
für die Vertreter der Länder und dem großen Symbol der UN an der Wand. Wie im
Berlin oder Canberra – ein Ort, an dem Politik gemacht wird!
Der UN-Komplex |
Diese Skulptur kannte ich noch aus meinem GK-Buch;
unwissend, dass sie hier steht. Sie verbildlicht das Kernziel der Vereinten
Nationen: Die Welt vor der Geisel des Krieges zu bewahren.
aus der Präambel |
Heim mit der U-Bahn. 2,50$ mit der Kreditkarte zahlen |
Wie mich Silke glücklich machte
Der Apple-Kubus |
Sogar der Wurm daheim kennt die Folge der „Simpsons“,
in der sich Lisa einen eigenen myPod kauft. Wie es sich für die Simpsons
gehört, kaufte sie sich ihren myPod nicht in irgendeinem zeichengetrickten JB
HiFi oder MappleStore, sondern an genau einem besonderen MappleStore: dem in
New York, denn es ist DER Mapple Store weltweit.
Direkt am Südzipfel des Central Parks gelegen, steht
er an einer hervorragenden Location und fällt durch seine Bauweise auf: ein ca.
zehn Meter hoher Glaswürfel, in dessen Mitte ein großer Apfel hängt. Der
eigentliche Apple Store ist im Untergeschoss und nicht so groß wie zum Beispiel
der in London, aber dafür 24/7 offen und immer übervoll. Jegliche Macs, iPhones
und iPads waren in Dauerbenutzung, wartende hingen im offenen WLAN an ihren
eigenen iPhones. Seitdem das iPad mini herauskam, haderte ich mit einem Kauf,
weil es eine tolle Größe hat und gut funktioniert. Leider hatte es kein
Retina-Display – vor allem aber lag das billigste iPad mini mit über 300€ über
meinem Budget, auch wenn die Preise von Apple-Produkten in Amerika circa 20%
niedriger sind als die in Europa. In diesem Apple Store an der 5th Avenue war
ich daher nur noch Millimeter von der Kreditkarte entfernt und konnte mich erst
im letzten Moment zusammenreißen.
busy 24/7 |
Zum Glück habe ich aber Freunde daheim, die mir beim
Wunsch „Einkaufen an der 5th Avenue“ helfen konnten: ich fragte herum, ob ich
denn jemandem etwas aus dem Apple Store mitbringen solle. Ein iPod vielleicht,
oder ein iPad? 20% weniger sind ein Argument und ich bin mir sicher, mich mehr
über das iPad mini gefreut zu haben als meine Auftraggeberin Silke es daheim
hätte tun können. Eine halbe Stunde vor Abfahrt meiner U-Bahn Richtung
Flughafen bin ich also in den Store marschiert, hab mir das passende iPad in
weiß ausgesucht und gesagt: kauf ich. Die Kreditkarte wird direkt am Gürtel der
Apple-Verkäufer durchgezogen und schon war ich – wenn auch nur zeitweilig –
Besitzer eines iPads.
King of the Pad |
Ich habe ihr nichts davon erzählt.. |
now I'm in Brooklyn |
Den letzten der dank des Wetters raren
Sonnenuntergänge investierte ich in die Brooklyn Bridge. Die mächtige Brücke
hat einen Fußweg über den Fahrbahnen mit einer kleinen Plattform in der Mitte,
die bei jedem vorbei fahrenden Lastwagen wackelt.
Mit dem Blick auf die sich langsam erleuchtende Stadt und Alicia Keys durch die neuen Kopfhörer fand ich mein Jetset-easy-life im Big Apple ziemlich cool. Schade, dass das der letzte der 181 Sonnenuntergänge des Trips war, schade, dass die Reise jetzt dann vorbei ist – komplett vorbei – und schade, dass so etwas nie wieder kommen wird. Doch das war ein würdiger letzter Sunset in Übersee. Nach über fünf Monaten außer Haus freute ich mich unglaublich, endlich wieder zurück zu kommen. Mich überfiel eine Mischung aus Heim- und Fernweh.
Empire State in rosa |
New Yorker Skyline. |
One hand in the air for
the big city, street lights, big dreams all looking pretty
These streets will make
you feel brand new, big lights will inspire you…
No place in the world
that can compare
Danke, Johanna! |
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