Donnerstag, 4. Juli 2013

Our lovely, crappy Subaru: Beach Driving!


Auf dem Weg zum 4WD: Sicherung raus!

Ein Leben in vier Wänden: wir genossen unseren Backpacker-Luxus in vollen Zügen, als wir bei strömendem Regen und Gewittergrollen in den Tag schliefen und im Trockenen Karten spielen konnten. Das Wetter wurde zunehmend schlechter und hätten wir diese Tage im Zelt verbringen müssen, wäre unsere Stimmung sicherlich auch den Bach runtergegangen.

Obwohl noch keiner von uns den berüchtigten Lagerkoller erlitten hatte, waren wir froh um die vielen Quadratmeter und die komfortablen Koch-, Essens- und Schlafmöglichkeiten. Uns wurde eine komplette Küche gestellt. Wir mussten also nicht unsere wertvollen und langsam zur Neige gehenden Gaskartuschen für den kleinen und ineffizienten Campingkocher verbrennen, sondern durften den vorhandenen 4-Flammen-Herd nutzen. Da unsere Pfannen und Töpfe wie auch Zelt und Schlafsack das billigste vom billigen K-Mart waren, waren sie nach fast zwei Wochen Campingeinsatz nicht mehr non-sticky, sondern extra-sticky. Mission Pancakes: impossible, weshalb das Equipment von Kat's Eltern die Zubereitung unseres Grundnahrungsmittels entscheidend vereinfachte. Im weiteren Verlauf des Trips versuchten wir es mit den verbleibenden Töpfen, doch das Ergebnis war nie ein Pfannekuchen, sondern ging eher Richtung Kaiserschmarrn. Da wir auch den Kühlschrank nutzen durften, gab es sogar kaltes Bier.

Auch eine eigene Dusche erhöht den Lebensstandard erheblich. Keiner klaut dir dein Duschgel und dass keine halb aufgeweichten Pflaster im Abfluss treiben, ist nicht in jedem Hostel selbstverständlich. Man lernt die kleinen Dinge besser zu schätzen und ist freut sich sogar über das Geschirrspülen mit fliessendem Wasser! Angesichts dieser Steigerung und der Gastfreundschaft der Grays sahen wir gerne über die Mäuse hinweg, die nachts zuverlässig Reste fanden und sich von der Eiseskälte, die durch die Spanplattenwände amerikanischer Bauart hineindrückte, nicht von einem ergebnisreichen Stoffwechsel abhalten ließen. Glücklicherweise konnten wir alles durch die Lücken im Boden nach draußen fegen.

Dank vorhandener Steckdosen ließen wir uns den Tag nicht von dem pausenlosen Sturzbächen vermiesen. Ich konnte meine Bilder endlich wieder in Lightroom sichern und bearbeiten und die schon damals wartenden Blogposts verfassen. Erst nachmittags kribbelte es besonders in den Beinen von Remco, der faule Tage wie diese nicht mag. Das Wetter ließ uns leider aber keine Wahl und wir konnten erst am kommenden Morgen zum Nationalpark aufbrechen.

Wie bereits gesagt, wurde uns der Nationalpark Cape Le Grande in der Cosy Corner von anderen Backpackern empfohlen. Die 40 km von Esperance aus führen über rar befahrene Landstraßen zum an der Küste gelegenen, kostenpflichtigen Park. Australien ist das Land mit den meisten Nationalparks weltweit und gibt dementsprechend viel Geld für die Instandhaltung und Überwachung aus, doch nur in wenigen Nationalparks wird Eintritt verlangt. Ich weiß nicht, wer die Eintrittspreise festlegt, doch dreht es sich meist um fünf bis zehn Dollar pro Fahrzeug. Da es durch die oftmals große Entfernung zur Zivilisation und die australischen Löhne keinen Sinn macht, die Einfahrt dauerhaft zu überwachen, läuft die Bezahlung über ein Ehrlichkeitssystem: Man füllt seinen Einfahrtsschein selber aus und wirft das Geld in den Briefkasten des Checkpoints - fertig. Beim ehrlichen Ausfüllen und Bezahlen des Tickets wurde mir wieder einmal klar, dass wir wirklich nicht in Deutschland sind. Wer würde hier schon zahlen und wie lange würde es gehen, bis das Wärterhäuschen beschmiert und verwüstet würde? Gerne würde ich wissen, woran das Gefühl der gemeinsamen Einheit und Verantwortung zuhause scheitert.

Cape Le Grand bietet einige Sehenswürdigkeiten, doch Stopp Nummer 1 war klar: Beach Drive! Wozu haben wir einen Allrad gekauft? Und zwar nicht irgendeinen Allrad, sondern einen rallyerprobten Subaru, auf den wir keine Rücksicht mehr nehmen müssen? Wir fuhren also stolz am "4WD only"-Schild vorbei auf den Strand. Ich weiß nicht, ob ich "leider" oder "zum Glück" sagen soll, doch leider/zum Glück war der Sand durch den Regen der vergangenen Tage so hart wie eine Straße. Das Fahren stellte sich als unproblematisch und der Allrad als unnötig herraus, doch war es ein Riesenspaß, neben den brechenden Wellen über den Strand zu fahren.

Je weiter wir uns von der Einfahrt entfernten, desto weicher wurde der Sand. Wir sind auch mal rechts und mal links von der "Straße" abgewichen, wo es schlagartig langsam wird und man schauen muss, mit dem Schwung wieder aus dem weichen Sand zu kommen. Die Ausflüge in den Sand wurden engagierter, die Geschwindigkeiten höher und nicht einmal der langsam aufziehende Gestank aus der Motorgegend konnte uns bremsen. Erst als das Auto nach einer sehr engagiert überfahrenen Bodenwelle - dazu hätte man dann Stoßdämpfer gebraucht - auf einmal lauter war, nahmen wir uns zurück. Wir wollten dennoch Ausprobieren, wie sich der Allradler so schlägt und blieben dabei fast stecken. Als der Subaru sein Unbehagen über diese Spielereien durch nicht mehr zu ignorierende Gerüche ausdrückte, ließen wir ihn doch lieber bei geöffneter Motorhaube im Seewind auskühlen. Schließlich waren wir noch nicht einmal auf halbem Weg nach Melbourne, weshalb wir kein beleidigtes Auto und kein zerstörtes Automatikgetriebe brauchen konnten!

Wir alle hielten die Strandlocation für einen würdigen Platz für das erste offizielle Familienfoto mit Subaru. Wir hatten ihn mittlerweile lieb gewonnen und trauten ihm zu, noch tausende Kilometer fahren zu können. Glücklicherweise mussten wir auf ihn aber keine Rücksicht nehmen:




Die Dellen im Dach haben wir fast alle von innen durch den Dachhimmel ausbeulen können und die Motorhaube hatte die komischen Wellen bestimmt schon davor. Und selbst wenn nicht: who cares? Dafür sind die Bilder legendär geworden.

Ja, wir waren im Wasser und es war KALT!!
Subaru: Erholung
Rallyfahrer René

Schon Mittags war klar, dass wir ein zweites Mal kommen müssen. Der Park bot einfach zu viel, um ihn an einem Tag gerecht zu werden, was uns unser abendlicher Sunset-Point Frenchman's Peak bestätigte. Dieser Berg ist vuklanischen Ursprungs und bietet einen faszinierenden Blick über das weite Umland, die Küste und Esperance am Horizont. Seine Hänge sind schwarz, fast glatt und sehr sehr steil - es wirkte sehr surreal, im schwindenden Licht der Dämmerung auf einen dunklen Berg zu steigen, umgeben von nichts als Kängurus mit der nächsten Stadt fast eine Stunde entfernt.



Frenchman's Peak
Bald 100% Steigung: Remco im Glück
Während der Besteigung des Kegels bekamen René und ich ein Geologen-Briefing von Remco, dessen Fachwissen auch vor dem Hintergrund des abgeschlossenen Bachelors beachtlich ist. Auf dem Gipfel wurde es still und ich persönlich war erfüllt von der Schönheit der Landschaft. Dieser höchste Punkt ist Pflicht für jeden, der auch nur in die Nähe kommt.



Nachts muss man unheimlich vorsichtig fahren. Nachtaktive Kängurus sind allgegenwärtig und lebensmüde. Im Dunkeln herrscht Stille im Auto, wenn Fahrer und Beifahrer hochkonzentriert Straße und Böschung absuchen, wohlwissend, dass eine schnelle Reaktion essentiell ist. Gerade fern der Städte sind Kängurus nicht an Fahrzeuge gewöhnt und springen gerne vor den Kühler - angesichts der Tatsache, dass die Tiere nicht nur groß und schwer sind (Kängurus werden, ja nach Art und Lebensraum schnell über 1,80 m groß und 200 kg schwer), sondern durch die langen Sprungfeder-Beine auch einen hohen Schwerpunkt auf Windschutzscheibenhöhe besitzen, muss man wirklich sehr vorsichtig fahren. Wildunfälle sind auf Australiens Straßen mit Abstand Unfallursache Nummer 1.

Gefahr im Gebüsch...besser nicht vors Auto
Für den nächsten Tag war ein weiterer Besuch des Nationalparks geplant. Gerne zahlten wir für dieses Naturkino Eintritt und bis Melbourne war noch viel Zeit. Warum hetzen? Alles lief optimal, wir hatten Unterkunft, keinen Stress und our lovely, crappy Subaru war eher lovely als crappy. Wir konnten mit den Umständen wirklich zufrieden sein!

Teil 2 am 06.07.13



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