Dienstag, 7. Mai 2013

Vier nach Sydney, einer nach Perth

Ein neues Kapitel

Nach dem Abflug des Rests der Familie begann für mich der letzte Teil des Abschnitts "Australien" - fünf Wochen blieben mir noch. Diese Zeit wollte ich für eine ganz eigene Art des Backpackens nutzen, die sich von den vorigen Monaten unterschied. Hierfür musste ich aber erst einmal an die Westküste Australiens.


Der Abschied in Brisbane fiel mir schwerer als der in Frankfurt letztes Jahr. Damals wartete so viel neues auf mich, jetzt fühlte ich mich in Australien zurückgelassen - in den Monaten zuvor war ich zwar alleine, fühlte mich aber nie einsam. Am Gate 45 war es anders und ich wollte das erste Mal wirklich nach Hause.

Für mich stand fest, nach der Abreise der Familie ein neues Kapitel aufzuschlagen. Bei der Kulisse dieses Kapitels war ich mir jedoch noch nicht sicher: die Südküste des Kontinents oder doch nach Neuseeland?
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Ostküste Australiens, das rote Zentrum und Melbourne an der Südküste gesehen. Norden, Westen und Süden standen noch aus. Bei der Entscheidung half mir ein Zufall im März.

Als ich in Rainbow Beach war, traf ich in meinem Hostel einen netten Holländer. Er ist mit 23 Jahren ein backpacker der Post-Studium-Generation und für insgesamt vier Monate in Australien. Wir kamen ins Gespräch, spielten Pool-Billard und redeten bei Regenwetter über die verschiedensten Themen. Dabei bemerkten wir, dass wir sehr ähnliche Abflugdaten haben - und auch er gerne den Süden sehen würde. Wir kamen sehr gut miteinander zurecht und als ich abends in Hervey Bay aus dem Bus stieg, gaben wir uns die Hand: wir werden gemeinsam einen Roadtrip von Perth nach Melbourne machen.

Über die Monate blieben wir via Facebook und Blog in Kontakt. Verbindlicher als der Handschlag wurde es aber nie und so war ich gespannt, was mich nach meiner Ankunft in Perth erwarten würde. Vielleicht fällt ja alles ins Wasser und Remco hat den Handschlag nicht so ernst genommen wie ich es tat? Er hat mir nie den Eindruck vermittelt, es nicht ernst zu meinen, doch weiß man bei diesen backpackern ja nie!
All diese Befürchtungen haben sich allerdings als unnötig und Remco als verlässlich erwiesen.


Nach über 3.610 km Inlandsflug für nur 290$ incl. Gepäck kam ich gegen 24 Uhr Ortszeit an. Vollkommen fertig nahm ich mein Backpackerdasein im Hostel wieder auf - Stockbett und Spaghetti. Da Remco in dem kleinen Städtchen Bunbury arbeitete, blieb mir nur ein Tag in Perth. Das hat für die größte Stadt im Westen Australiens meiner Meinung aber auch gereicht.

Die Stadt mit 1,6 Millionen Einwohnern schmiegt sich um den Swan River und ist voller Baustellen. Es scheint, als wäre die gesamte Innenstadt im Umbau! Vielleicht kam mir das Stadtzentrum mit zwei, drei Einkaufsstraßen deshalb so klein und seelenlos vor. Es fehlte mir der Kern und das Herz der Stadt wie in Sydney der Circular Quay und in Melbourne der Federation Square. Einzig das alte Postgebäude gefiel mir - noch viel schöner war Kings Park.

Postgebäude auf der rechten Seite

Eine halbe Stunde Fußmarsch von Stadtzentrum befindet sich der gepflegte und interessant zu erlaufende Kings Park. Er ersteckt sich über einen Hügel, auf dessen Gipfel ein Kriegsdenkmal thront. Das ist für mich der schönste Platz der Stadt gewesen! Es war leer, sauber und man hat einen fantastischen Blick auf den CBD und den Swan River, der sich postkartengerecht in dunklem Blau seinen Weg durch die Stadt bahnt.

Der langsam einfallende Herbst hat nachmittags einen Pullover notwendig gemacht. Die Sonne steht spürbar tiefer am Horizont und verliert mehr und mehr Kraft an die Nordhalbkugel. Ohne Pullover läuft man nicht mehr los. Es schien die vergangenen Monate zwar so, doch ist auch der australische Sommer nicht unendlich!


Kings Park und der Sonnenuntergang vom Kriegsdenkmal aus sollte auf keiner to-do-Liste für Perth fehlen. Sonst bietet die Stadt meiner Meinung nach nicht so viel - allerdings muss man bedenken, dass mein Besuch nur kurz und meine Stimmung nach dem Abschied nicht die beste war.

Mein Zugticket für den nächsten Morgen war auf Bunbury 160 km südlich Perth ausgestellt. Ich hakte das enttäuschende Perth ab und setzte mich in den Zug - in Bunbury wartete Remco auf mich.

Back to basics.

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