Wie bereits erwähnt, war maxkonform NICHTS geplant - weder wie, noch wo, noch wann. Fest stand nur: Melbourne, 10. Mai, 17:40 Uhr, Terminal 1. Es gab also noch viel zu tun, angefangen mit dem fahrbaren Untersatz!
Ein Roadtrip steht und fällt mit dem Auto. Ist das Auto hinüber, ist der Trip hinüber - keiner möchte und kann einen Neustart nach einem kapitalen Schaden finanzieren. Da wir selbstständig reisen wollten, fiel die Option Mitfahrgelegenheit in anderen Backpackerautos weg und nur zwei Wege blieben übrig: entweder man kauft oder man mietet ein Auto.
Beim Kauf eines Autos nimmt man das volle Risiko auf sich. Wenn etwas kaputt geht, trägt man die unvorhersagbaren Kosten selber - Motorschaden, Reifenplatzer, tote Batterie. Beim Mieten ist das nicht der Fall, dafür ist es ziemlich teuer.
Remco und ich waren uns in dieser Frage nicht einig. Dem deutschen Spießer war die Wahrscheinlichkeit eines breakdowns bei Autos im untersten Preissegment einfach zu hoch! Besonders nach den Erzählungen an der East Coast, wo schätzungsweise 70% der Backpacker Probleme mit ihren deutlich teureren Fahrzeugen bekommen, wird man zurückhaltend. Vor diesem Hintergrund haben wir uns also vorerst darauf geeinigt, nach Autos zu suchen, die so viel kosten wie vier Wochen Mietwagen. Dieses Geld müssten wir mindestens ausgeben und wer weiß, vielleicht findet sich ja ein Schnäppchen? Bei eigener Suche könnten wir zudem weniger ausgeben und hätten sogar noch die Option Verkauf in Melbourne, vorausgesetzt das Auto schafft den Weg.
Die Recherche im Internet hat schnell ergeben: unter 1.500$ bis 2.300$ ist nichts mietbares zu bekommen. Das ist ganz schön viel Geld, besonders wenn man zu zweit reist und noch alle übrigen Kosten wie Sprit und Essen dazukalkuliert werden müssen.
Um voranzukommen, haben wir auch gleich die ersten Termine ausgemacht. Unser Favorit - ein roter Ford Falcon, das typische Backpackerfahrzeug - war aber ungefähr zwei Minuten vor unserer Ankunft bei der Verkäuferin verkauft. Die zweite Wahl war ein weisser Subaru, den wir uns direkt danach ansahen.
Zugegeben, von außen ist er auch in geputzt nicht mehr schön und man sieht ihm seine 20 Jahre und die 306.000 gelaufene Kilometer sofort an. Wie es eigentlich immer sein sollte, zählten für uns nur die inneren Werte, denn schließlich wollen wir nicht zur Tuningworld Bodensee sondern nach Melbourne. Der Motor lief sofort an, das Auto bremste und fuhr geradeaus. Das Automatikgetriebe, ein klares Plus, schaltete geschmeidig und arbeitete toll mit dem Tempomaten zusammen - das wichtigste schien zu funktionieren.
Der Verkäufer Joel war von Kopf bis Fuß tätowiert und sah so mehr nach Verbrecher als Handelspartner aus. Weil wir eiskalte, erfahrene Händler darstellen wollten und man zudem nie das erste Auto kauft, das man sich anschaut, fuhren wir wieder mit Fahrrädern nach Hause.
Tags drauf haben wir Nr. 3 ins Boot geholt: René. Er kommt aus einem Dorf bei Rüsselsheim, ist fast 21 Jahre alt, möchte Tiermedizin studieren und hat mit seinem 1,4-Abi auch schon einen Studienplatz. Wir sind über die Internetbörse Gumtree in Kontakt gekommen, da Remco und ich gerne zu dritt oder zu viert reisen würden und dementsprechend inseriert haben. Nachdem zwei Backpackerinnen abgesprungen waren, war der Weg für René frei.
Wir wollten so schnell wie möglich aufbrechen, um keine Zeit zu verschwenden. Weil uns die übrigen infrage kommenden Inserate nicht gefielen, machten wir kurzerhand einen weiteren Termin mit Joel aus, damit auch René einen Eindruck gewinnen konnte - Remco und ich sind uns einig geworden, das Auto für bis zu 1.500 Dollar zu kaufen. Joel machte trotz seines Äußeren einen ehrlichen Eindruck, als er uns mehrfach versicherte, dass es das Auto problemlos bis nach Melbourne schaffen würde. Es standen jedoch noch einige Reparaturen an, weshalb uns die inserierten 1.800$ zu viel waren.
Nach der zweien Probefahrt nickten wir drei uns zu -ja, riskieren wirs!- und verhandelten. Und siehe da: dank Remcos Handelsfähigkeiten fuhren wir an diesem Abend 24h-regelkonform mit unserem eigenen Subaru für nur 1.350$ heim. Das war ein ziemlich gutes Gefühl!
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir mit dem Zusammenkaufen des Equipments. Stühle, Tisch, Geschirr, Pfannen, Gaskocher, Zelte, Schlafsäcke, Luftmatratzen...immer auf der Suche nach dem kleinsten Preis. Wir pendelten von Markt zu Markt, um zu vergleichen, durchsuchten das Internet nach Kleinanzeigen, gönnten dem Subaru neues Motoröl, neue Reifen und gebrauchte Bremsklötze. Durch die ganze Hin- und Herfahrerei haben wir wohl mehr Geld verbrannt als gespart, wir waren aber alle viel zu heiß auf Fahren!
Es wurde schneller ernst als gedacht. Auf einmal war ich da, auf einmal war René da und auf einmal war der Subaru da. Schon fast euphorisch brachen wir am Dienstag mit unserem bis zum Dach vollgetürkten Japaner zu unserem Roadtrip auf. Mehr als 4.500 km erwarteten uns und wir freuten uns auf jeden einzelnen!
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