Die ersten Kilometer unseres Roadtrips führten uns Richtung
Süden. Wir wollten entlang der berühmten Caveroad bis zum südwestlichsten
Zipfel Australiens und von dort bis Melbourne möglichst an der Küste bleiben.
Übervorsichtig fuhren wir unseren Subaru so behutsam wie möglich. Nicht, dass
er in die Luft fliegt...
Busselton war die nächste Stadt, die einen Stopp verdiente.
Etwas kleiner als Bunbury bot sie zwar nichts besonderes, allerdings fanden wir
am Strand eine Infrastruktur, von der Backpacker eigentlich nur träumen dürfen:
nicht nur war das Wasser klar und die Grünflächen gepflegt, auch gab es
Toiletten mit Duschen, Steckdosen und die bekannten BBQ-Stationen, die man in
ganz Australien findet. Mehr braucht der Backpacker nun wirklich nicht und so
haben wir uns dort niedergelassen.
Eine der größten australischen Errungenschaften im
infrastrukturellen Bereich sind ganz klar die BBQs. Mit Gas oder Strom
betrieben, sind sie für Standard-Pfannengerichte und ein ausgereiftes BBQ
vollkommen ausreichend. Stühle und Tische sind ebenfalls gestellt und so muss
man für eine Essensorgie nur genug Material mitbringen. Komplett kostenlos
bieten sie ideale Voraussetzungen für ein gesellschaftliches Zusammensitzen von
Locals und Touristen.
Leider kann ich mir so etwas in Deutschland kaum vorstellen.
Sollten ähnliche Vorhaben die demokratischen Instanzen der deutschen Kommunen
überstehen und trotz dem schlechten Kosten-Nutzen-Wert aufgestellt werden, ist es
eine Frage der Zeit, bis sie Vandalen zum Opfer fallen und mutwillig zerstört,
beschmiert oder verschmutzt werden. Besonders an solchen Dingen merkt man das
faszinierende mindsetting der australischen Gesellschaft, in der man sich
anscheinend wirklich füreinander verantwortlich fühlt.
Bei uns war von Beginn an klar, dass Remco der Küchenchef
ist. In den Niederlanden war er bis vor drei Jahren ein sehr engagierter und
erfolgreicher Ruderer - so engagiert und erfolgreich, dass seine Ernährung auf
das Training abgestimmt werden musste. Er kann die Inhaltsstoffe und Kalorien
der wichtigsten Lebensmittel aus seinem Supermarkt auswendig. Abgesehen davon
sind die Mengen, die er isst, in Kilogramm anzugeben. Es ist unglaublich, was
er in sich hineinschaufeln kann und so ist es nur gut, dass er für die Küche
verantwortlich ist. Sein Deal dafür war: kein Geschirrspülen.
Le Chef |
Abhängig vom Trainings- und Wettkampfplan seines
Rudervereins gehören Pancakes zu den essentials. Wir kamen am BBQ Busselton
erstmals in den Genuss einer unserer Grundmahlzeiten und bestrichen mehr als
einen Kilo Mehl, Öl, Eier und Zucker dick mit Nutella (Nutella-Sausages).
Drei ausgewachsene Männer können ziemlich viel essen. Wir
haben uns gleich zu Beginn darauf verständigt, an der Verpflegung nicht zu
sparen. In diesen vier Wochen wollten wir essen und trinken, ohne auf jeden
Cent zu schauen. Wir kauften stets kostenbewusst ein und so überstiegen unsere
Einkäufe fast immer die 30$-Grenze, ab der es einen Fuel Discount gibt. In der
Regel kauften wir für drei Tage ein und es wurde zur Tradition, nach
erfolgreichen Shopping den vollen Einkaufswagen gegen den Subaru knallen zu
lassen. Who cares?
In Busselton lernten wir das deutsche Pärchen Fabian und
Lisa kennen. Sie reisen mit ihrem 4WD in die Gegenrichtung durch das Land und
konnten uns einige Tipps zur zukünftigen Reiseroute geben.
Nachdem wir unsere erste Nacht an einem Strand in der Pampa
verbracht hatten, wollten wir das Aufwachen mit den Wellen wiederholen.
Deswegen und weil wir nicht noch nach einem anderen Platz suchen wollten,
bliesen wir auch am Busseltoner Strand unsere Matratzen auf, um ohne Zelt am
Strand zu schlafen. Unter den Sternen direkt am Strand - das klingt
paradiesisch und so ist es auch. Zumindest in der Nacht.
Als wir um halb sieben das Fotogeräusch eines iPads hörten,
wussten wir, dass wir jetzt ein Problem haben: Good morning guys...
Es war etwa naiv zu glauben, dass schlafen am Strand direkt
in der Stadt erlaubt sei. Es ist schon seltsam, wenn man als Morgensjogger Backpackern
in Schlafsäcken ausweichen muss, die wie Obdachlose aussehen...
Der Ranger, der uns weckte, sagte, es sei nicht erlaubt am
Strand zu schlafen und wir wüssten das. Das wären 100 $ Strafe, und das auch
noch pro Person. Das war definitiv ein "F..."-Moment! In unserer
zweiten Nacht bekommen wir Experten erst einmal Probleme mit der
Obrigkeit...
Zum Glück war der Ranger kooperativ und wir einigten uns auf
eine offizielle Verwarnung. Schließlich gab es kein ausgeschildertes Verbot und
er sah an uns und unserem Subaru, dass wir wirklich arme Backpacker sind.
Vielleicht hatte er Mitleid, vielleicht sind wir auch nur in einem Land, in dem
man mit Leuten sprechen kann.
Renés Pass und unser Kennzeichen sind nun in den Akten
Western Australias zu finden. Wir konnten in diesem Bundesstaat also mehr das
Risiko eingehen, wild zu campen. Wiederholungstäter werden hart bestraft, da
sind wir uns sicher!
Das nahm uns etwas die Unabhängigkeit, mit der wir gerechnet
hatten: die völlige Freiheit mit dem Auto, anhalten und Zelt aufschlagen wo
immer man möchte, war wohl wirklich nicht möglich - höchstens dann, wenn man
seinen Freischuss noch nicht verspielt hat.
Von diesem Moment betrieben wir, konform zur 24h-Regel,
etwas Recherche am Nachmittag. Wir wollten für Übernachten nichts zahlen!
Essentiell für das Finden freier Campingspots ist der Camp6-Guide, den wir
nicht kauften, sondern nur Fotos unserer Route machten. Schließlich sind wir mit
Budget unterwegs.
Die Busseltoner Jetty - für 2$ darf man drauf |
Trotz der Begegnung mit dem Ranger blieben wie noch den
ganzen Tag in Busselton. Abends trafen wir zwei britische Backpacker, die auch
auf einem Roadtrip waren, doch just herausgeworfen wurden. Sie waren auf der
Suche nach einer Bleibe für die Nacht und so fuhren wir gemeinsam in dem völlig
überladenen Subaru - keiner konnte sich noch bewegen - zu einem Campingspot
entlang des Highways.
Zu viel Zeugs: Immer bis zum Dach voll. |
Dummerweise hat es nachmittags angefangen zu regnen. Was
folgte war eine der unbequemsten Nächte unserer Leben. Unsere 12$-Zelte hielten
was sie versprachen und so war ALLES nass. Innen, außen, Schlafsack, Socken,
Hose, Pulli, Matratze. Es war widerlich. Sauerstoff hielt das Zelt allerdings
sehr zuverlässig draußen - um halb fünf gab ich auf und zog ins Auto um. Kurz
danach waren die anderen zwei auch im Auto, wir haben Karten gespielt und auf
die Nacht, die keine war, angestoßen. Rule No. 1: Never complain.
Die Engländer haben wir dann an einer Kreuzung rausgelassen.
Sie wollten in strömenden Regen nach Perth hitchhiken und wie wir später
erfuhren funktionierte es problemlos.
Frühstück am Strand, wieder einmal |
An diesem Donnerstag fuhren wir weiter Richtung
Süden. Nachmittags lag eine Schokoladenfabrik mit kostenlosen Proben auf dem
Weg, die wir nicht auslassen konnten - Rule No. 2: Take it - und das war
einfach nur genial. Die heiße Schokolade war wirklich heiße Schokolade und sie
hat uns nach Kälte, Nässe und Müdigkeit so gut getan!
Rule Nr. 2: Take it - Free samples |
In den kommenden Tagen hatten wir mehr Glück mit dem Wetter
und unseren Übernachtungsplätzen. Wir besuchten entlang der von großen Höhlen
gesäumten Cave Road für 20$ die Jewel Cave. 45 Meter tief unter der Erde gibt
es die unglaublichsten Felsformationen mit tausenden Stalaktiten und
Stalagmiten zu sehen. Zudem liegt ein seit 500 Jahren ein Opossumskelett in der
Höhle - dieses Opossum ist wohl durch ein Loch in der Höhlendecke
hinuntergefallen und verhungert. Um sich in das Opossum einfühlen zu können,
hat unsere Führerin das Licht ausgemacht: es ist tiefschwarz. Eine solche
Dunkelheit findet man wohl nur in Höhlen. Das war sehr beeindruckend und seine
20$ wert.
f/1.4: 40 Meter unter der Erde |
Der Südwesten Australiens bietet viel zu sehen und zu
wandern. Man kann von Leuchtturm zu Leuchtturm fahren, die Vineries besuchen
und in den Nationalparks wandern. An Cape Naturaliste sahen wir springende
Delfine und schreiende Seelöwen, irgendwo entlang des Highways bestiegen wir
den über 50 Meter hohen Diamond Tree. Wir alle genossen trotz des mäßigen und
immer kalter werdenden Wetters die Gegend, besonders weil immer klarer wurde,
dass wir ein zuverlässiges Fahrzeug erstanden haben. Wir hatten noch wochenlang
Zeit und fuhren bei jedem brauchen "Tourist Drive"-Schild ab, um ja
nichts zu verpassen. Erst in der Nähe der Stadt Denmark an der Südküste ließen
wir uns für einige Tage nieder.
Cape Naturaliste |
Schau-Platz für Delfine, Seelöwen und Wale |
Diamond Tree: auf dem halben Weg aufwärts. Konzentration! |
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