Dienstag, 14. Mai 2013

Etappe 1: auf nach Süden!



Die ersten Kilometer unseres Roadtrips führten uns Richtung Süden. Wir wollten entlang der berühmten Caveroad bis zum südwestlichsten Zipfel Australiens und von dort bis Melbourne möglichst an der Küste bleiben. Übervorsichtig fuhren wir unseren Subaru so behutsam wie möglich. Nicht, dass er in die Luft fliegt...

Busselton war die nächste Stadt, die einen Stopp verdiente. Etwas kleiner als Bunbury bot sie zwar nichts besonderes, allerdings fanden wir am Strand eine Infrastruktur, von der Backpacker eigentlich nur träumen dürfen: nicht nur war das Wasser klar und die Grünflächen gepflegt, auch gab es Toiletten mit Duschen, Steckdosen und die bekannten BBQ-Stationen, die man in ganz Australien findet. Mehr braucht der Backpacker nun wirklich nicht und so haben wir uns dort niedergelassen. 



Eine der größten australischen Errungenschaften im infrastrukturellen Bereich sind ganz klar die BBQs. Mit Gas oder Strom betrieben, sind sie für Standard-Pfannengerichte und ein ausgereiftes BBQ vollkommen ausreichend. Stühle und Tische sind ebenfalls gestellt und so muss man für eine Essensorgie nur genug Material mitbringen. Komplett kostenlos bieten sie ideale Voraussetzungen für ein gesellschaftliches Zusammensitzen von Locals und Touristen. 

Leider kann ich mir so etwas in Deutschland kaum vorstellen. Sollten ähnliche Vorhaben die demokratischen Instanzen der deutschen Kommunen überstehen und trotz dem schlechten Kosten-Nutzen-Wert aufgestellt werden, ist es eine Frage der Zeit, bis sie Vandalen zum Opfer fallen und mutwillig zerstört, beschmiert oder verschmutzt werden. Besonders an solchen Dingen merkt man das faszinierende mindsetting der australischen Gesellschaft, in der man sich anscheinend wirklich füreinander verantwortlich fühlt. 

Bei uns war von Beginn an klar, dass Remco der Küchenchef ist. In den Niederlanden war er bis vor drei Jahren ein sehr engagierter und erfolgreicher Ruderer - so engagiert und erfolgreich, dass seine Ernährung auf das Training abgestimmt werden musste. Er kann die Inhaltsstoffe und Kalorien der wichtigsten Lebensmittel aus seinem Supermarkt auswendig. Abgesehen davon sind die Mengen, die er isst, in Kilogramm anzugeben. Es ist unglaublich, was er in sich hineinschaufeln kann und so ist es nur gut, dass er für die Küche verantwortlich ist. Sein Deal dafür war: kein Geschirrspülen. 

Le Chef

Abhängig vom Trainings- und Wettkampfplan seines Rudervereins gehören Pancakes zu den essentials. Wir kamen am BBQ Busselton erstmals in den Genuss einer unserer Grundmahlzeiten und bestrichen mehr als einen Kilo Mehl, Öl, Eier und Zucker dick mit Nutella (Nutella-Sausages). 

Drei ausgewachsene Männer können ziemlich viel essen. Wir haben uns gleich zu Beginn darauf verständigt, an der Verpflegung nicht zu sparen. In diesen vier Wochen wollten wir essen und trinken, ohne auf jeden Cent zu schauen. Wir kauften stets kostenbewusst ein und so überstiegen unsere Einkäufe fast immer die 30$-Grenze, ab der es einen Fuel Discount gibt. In der Regel kauften wir für drei Tage ein und es wurde zur Tradition, nach erfolgreichen Shopping den vollen Einkaufswagen gegen den Subaru knallen zu lassen. Who cares? 


In Busselton lernten wir das deutsche Pärchen Fabian und Lisa kennen. Sie reisen mit ihrem 4WD in die Gegenrichtung durch das Land und konnten uns einige Tipps zur zukünftigen Reiseroute geben. 
Nachdem wir unsere erste Nacht an einem Strand in der Pampa verbracht hatten, wollten wir das Aufwachen mit den Wellen wiederholen. Deswegen und weil wir nicht noch nach einem anderen Platz suchen wollten, bliesen wir auch am Busseltoner Strand unsere Matratzen auf, um ohne Zelt am Strand zu schlafen. Unter den Sternen direkt am Strand - das klingt paradiesisch und so ist es auch. Zumindest in der Nacht. 

Als wir um halb sieben das Fotogeräusch eines iPads hörten, wussten wir, dass wir jetzt ein Problem haben: Good morning guys...
Es war etwa naiv zu glauben, dass schlafen am Strand direkt in der Stadt erlaubt sei. Es ist schon seltsam, wenn man als Morgensjogger Backpackern in Schlafsäcken ausweichen muss, die wie Obdachlose aussehen...



Der Ranger, der uns weckte, sagte, es sei nicht erlaubt am Strand zu schlafen und wir wüssten das. Das wären 100 $ Strafe, und das auch noch pro Person. Das war definitiv ein "F..."-Moment! In unserer zweiten Nacht bekommen wir Experten erst einmal Probleme mit der Obrigkeit... 

Zum Glück war der Ranger kooperativ und wir einigten uns auf eine offizielle Verwarnung. Schließlich gab es kein ausgeschildertes Verbot und er sah an uns und unserem Subaru, dass wir wirklich arme Backpacker sind. Vielleicht hatte er Mitleid, vielleicht sind wir auch nur in einem Land, in dem man mit Leuten sprechen kann. 

Renés Pass und unser Kennzeichen sind nun in den Akten Western Australias zu finden. Wir konnten in diesem Bundesstaat also mehr das Risiko eingehen, wild zu campen. Wiederholungstäter werden hart bestraft, da sind wir uns sicher!

Das nahm uns etwas die Unabhängigkeit, mit der wir gerechnet hatten: die völlige Freiheit mit dem Auto, anhalten und Zelt aufschlagen wo immer man möchte, war wohl wirklich nicht möglich - höchstens dann, wenn man seinen Freischuss noch nicht verspielt hat. 

Von diesem Moment betrieben wir, konform zur 24h-Regel, etwas Recherche am Nachmittag. Wir wollten für Übernachten nichts zahlen! Essentiell für das Finden freier Campingspots ist der Camp6-Guide, den wir nicht kauften, sondern nur Fotos unserer Route machten. Schließlich sind wir mit Budget unterwegs. 

Die Busseltoner Jetty - für 2$ darf man drauf



Trotz der Begegnung mit dem Ranger blieben wie noch den ganzen Tag in Busselton. Abends trafen wir zwei britische Backpacker, die auch auf einem Roadtrip waren, doch just herausgeworfen wurden. Sie waren auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht und so fuhren wir gemeinsam in dem völlig überladenen Subaru - keiner konnte sich noch bewegen - zu einem Campingspot entlang des Highways. 

Zu viel Zeugs: Immer bis zum Dach voll. 

Dummerweise hat es nachmittags angefangen zu regnen. Was folgte war eine der unbequemsten Nächte unserer Leben. Unsere 12$-Zelte hielten was sie versprachen und so war ALLES nass. Innen, außen, Schlafsack, Socken, Hose, Pulli, Matratze. Es war widerlich. Sauerstoff hielt das Zelt allerdings sehr zuverlässig draußen - um halb fünf gab ich auf und zog ins Auto um. Kurz danach waren die anderen zwei auch im Auto, wir haben Karten gespielt und auf die Nacht, die keine war, angestoßen. Rule No. 1: Never complain. 


Die Engländer haben wir dann an einer Kreuzung rausgelassen. Sie wollten in strömenden Regen nach Perth hitchhiken und wie wir später erfuhren funktionierte es problemlos. 

Frühstück am Strand, wieder einmal

An diesem Donnerstag fuhren wir weiter Richtung Süden. Nachmittags lag eine Schokoladenfabrik mit kostenlosen Proben auf dem Weg, die wir nicht auslassen konnten - Rule No. 2: Take it - und das war einfach nur genial. Die heiße Schokolade war wirklich heiße Schokolade und sie hat uns nach Kälte, Nässe und Müdigkeit so gut getan! 


Rule Nr. 2: Take it - Free samples

In den kommenden Tagen hatten wir mehr Glück mit dem Wetter und unseren Übernachtungsplätzen. Wir besuchten entlang der von großen Höhlen gesäumten Cave Road für 20$ die Jewel Cave. 45 Meter tief unter der Erde gibt es die unglaublichsten Felsformationen mit tausenden Stalaktiten und Stalagmiten zu sehen. Zudem liegt ein seit 500 Jahren ein Opossumskelett in der Höhle - dieses Opossum ist wohl durch ein Loch in der Höhlendecke hinuntergefallen und verhungert. Um sich in das Opossum einfühlen zu können, hat unsere Führerin das Licht ausgemacht: es ist tiefschwarz. Eine solche Dunkelheit findet man wohl nur in Höhlen. Das war sehr beeindruckend und seine 20$ wert. 


f/1.4: 40 Meter unter der Erde

Der Südwesten Australiens bietet viel zu sehen und zu wandern. Man kann von Leuchtturm zu Leuchtturm fahren, die Vineries besuchen und in den Nationalparks wandern. An Cape Naturaliste sahen wir springende Delfine und schreiende Seelöwen, irgendwo entlang des Highways bestiegen wir den über 50 Meter hohen Diamond Tree. Wir alle genossen trotz des mäßigen und immer kalter werdenden Wetters die Gegend, besonders weil immer klarer wurde, dass wir ein zuverlässiges Fahrzeug erstanden haben. Wir hatten noch wochenlang Zeit und fuhren bei jedem brauchen "Tourist Drive"-Schild ab, um ja nichts zu verpassen. Erst in der Nähe der Stadt Denmark an der Südküste ließen wir uns für einige Tage nieder. 

Cape Naturaliste

Schau-Platz für Delfine, Seelöwen und Wale

Diamond Tree: auf dem halben Weg aufwärts. Konzentration!



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