Wie auch zuhause feiert hier jede Familie ihr eigenes
Weihnachten mit eigenem Ablauf. Im Grundsatz sind sie aber sehr ähnlich – das australische Christmas unterscheidet sich
dennoch teilweise von der guten alten deutschen Weihnacht.
Für mich hat das diesjährige Weihnachten am Nachmittag des
24. begonnen. Das festlichste, das ich aus meinem Backpack holen konnte, war
eine dunkle Jeans und ein Hemd…diese Basic-Klamotten haben glücklicherweise
ausgereicht, da wir familiennahen Besuch hatten und der Dresscode casual war. Neben
den Jungs, ihren Eltern und mir waren noch fünf weitere Verwandte mit
Mann-/Frau-Zusatz da. Während der Folgetage hatte ich immer die Kamera dabei. Das
Wetter war wider Erwarten verhältnismäßig schlecht, weshalb viel drinnen bei
schlechtem Licht stattfand. Da kam auch das f/1,4 an seine Grenzen, sodass sich
der große Blitz bezahlt gemacht hat.
Man saß im Wohnzimmer bei Champagner und Wein am großen,
beeindruckend echt aussehenden Plastikbaum mit blinkender Lichterkette, bis Zac
und Oscar am frühen Abend endlich einen Teil der Geschenke öffnen durften: die
von Tanten, Onkels, Omas und Opas etc. Innerhalb kürzester Zeit herrschte im
Wohnzimmer größtes Chaos und mehrere Gläser erlitten Kollateralschaden.Das Dinner ist der, zumindest in den Augen der Erwachsenen, Höhepunkt des Christmas Eve. Es gab frisch von der Keule geschnittenen Christmas Ham an verschiedenen Salaten und Kartoffeln. Obligatorisch ist der Christmas Pudding: ein pappsüßer, kuchenartiger Nachtisch. Ich weiß nicht, ob es ihn immer in Australien gibt und nur bei uns wegen der britischen Herkunft meines HVaters.
Der Christmas Ham |
Am Abend kam – keiner hats bemerkt – Santa durch! Da er
natürlich durch den Kamin gekommen ist, waren seine Füße voller Asche und er
hat Spuren hinterlassen. In aller Frühe des folgenden Christmas Day haben die
Jungs das bemerkt und fanden vor dem Baum das Geschenk von Santa. Er hat einen
großen Punching Bag und zwei Paar Handschuhe dagelassen.
Santa's footsteps |
In die Kirche wird nicht am Abend des 24. gegangen, sondern am
Morgen des 25. Ich habs verschlafen. Dafür konnte ich aber nach Hause an den
Weihnachtsbaum skypen und bin damit sogar auf dem Familienfoto drauf.
Nachtisch am Christmas Day |
Kern der Weihnachtsfeiertage ist das Mittagessen am
Christmas Day. Man trifft sich mit Freunden und Familie und isst und trinkt den
ganzen Tag. Das erste Mal seit Jahren haben sich die H.s für ein Essen auswärts
entschieden, weshalb man bei dem riesigen Buffet wirklich den ganzen Tag essen
konnte…zuhause wurde dann vor allem weiter getrunken. Übrigens wird sich erst
heute mit Handschlag Merry Christmas gewünscht.
Es war ein wirklich schöner Tag mit netten Gesprächen und
Bekanntschaften.
Letzter Auftakt ist der sogenannte Boxing Day. Heute lässt
man Weihnachten mit Freunden ausklingen. Jedoch weiß ich bei einem Dutzend
schreiender und immer rennender Kinder nicht, ob das „ausklingen“ so richtig
passt. Bei vollem Haus gab es Beef und Salat, auf dem Fernseher liefen die
wichtige Cricket-Tests und es gab viel zu trinken.
Die Kinder durften sich mit Spraydosen an dem blauen Pick-Up
der Farm vergnügen und haben ca. 20 Dosen Farbe auf sich und dem Umland
verteilt. Es war aber ein großer Spaß und der Truck sieht gar nicht so schlecht
aus. Die Registration ist so oder so schon länger abgelaufen, spätestens jetzt
wäre Schluss.
Als gegen zehn Uhr abends alle gegangen und das Haus
aufgeräumt war, wurde wie jedes Jahr „nie wieder“ gesagt, aber es war wirklich
schön.
Mein Weihnachten war also weder einsam noch sparsam und hat
mir gezeigt, dass ich hier sehr gut aufgehoben bin. Der Abfahrtstermin hat sich
dank Example zwar etwas nach hinten verschoben, aber mir graut es jetzt schon
vor dem Abschied. Ich habe mich sehr gefreut, als mein HVater sagte, dass ich
in Boscobel mein australisches Zuhause hätte und ehrlich gesagt fühlt sich das
auch so an.
Heute, am 27., hat die Kettensäge wieder auf mich gewartet
und die Zwischenjahresroutine hält Einzug. Nächste Woche Montag komme ich mit
Freunden der H.s nach Sydney; New Years Eve ist das nächste Datum. Soweit aus
Boscobel!
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