Seit Freitagmittag habe ich einen neuen Wohnsitz: Boscobel Farm, Sutton Forrest, NSW Australia.
Nach der Rückkehr aus Katoomba am Donnerstag habe den verbliebenen sehr warmen Tag am berühmten Bondi Beach in Sydney verbracht und den Abend für einige tolle Bilder der Skyline und des Opera Houses genutzt. Die Bilder werden in einem eigenen Beitrag kommen.
Es ist kaum zu glauben, aber ich war Freitagmorgen doch tatsächlich pünktlich; trotz Frühstück und Kaffee im McD. Es war mir aber auch sehr wichtig, nicht gleich beim ersten Zusammentreffen mit Mrs. H. aus S. F. zu spät zu kommen, sodass ich ein großzügiges, maxtaugliches Backup eingeplant habe.
Während der 1.5-stündigen Fahrt auf das Land Richtung Canberra hat sich schnell gezeigt, dass es keine unüberwindbaren Differenzen zwischen mir und meiner - die Bezeichnung passt - Hostfamilie gibt. Stereotypen über Nationen der ganzen Welt haben ein schönes Gesprächsthema geboten, auch wenn ich mich zugegebenermaßen mehrfach zurückhalten musste. Erfreulich war, dass die deutschen Vorurteile fast ausschließlich positiv waren. Eigentlich ist dieses spießig-korrekte gar nicht so schlecht.
Boscobel Farm |
Trotz dem Peugeot im Hinterhof ist Boscobel Farm einfach wunderschön und mit jedem Tag mag ich Haus und Gelände mehr. Das Hauptgebäude ist 162 Jahre alt und hat seinen Charme dank perfekt passender Möbel und Einrichtung erhalten. Besonders beeindruckend ist das Alter des Hauses angesichts der Tatsache, dass Australien erst 62 Jahre zuvor besiedelt wurde und es mit somit als eine der ersten Settlements ein kulturelles Erbe darstellt. Zur Farm gehören zudem noch ca. 50 Hektar Land, die aber nicht bewirtschaftet werden. Es gibt lediglich eine Koppel für die zwei Gäuler der Farm, sonst ist das Gelände frei für Rabbits, Kängurus und die zwei Jungs Zac und Oskar.
Der zweite Truck. Ein echtes Famer-Fahrzeug. |
Oskar (6)und Zac (8) sind zwei aufgeweckte Jungs, die alles teilen und alles gemeinsam machen. Fast so groß/klein wie der Wurm sind sie die ganze Zeit auf ihren Fahrrädern - oder an meinem iPhone.
Zum ersten Mal haben die 140 Apps wirklich einen Zweck erfüllt, denn nach der vorsichtigen Frage „…do you have an iPhone?“ war das Eis zwischen mir und den beiden Jungs gebrochen. Den verkrusteten Bildschirm habe ich in Kauf genommen, aber Cracker und Kinderspeichel sind hart wie Kruppstahl.
Besonders mit dem ständig Fragen stellenden Zac komme ich gut zurecht. Bis die Jungs am Sonntag zu ihren Großeltern gefahren sind, waren wir die ganze Zeit zusammen. Glücklicherweise hat ihr Gokart nicht funktioniert (Made in China), sodass ich unter Aufsicht des sehr netten Großvaters endlich wieder etwas zerlegen durfte. Ein Taschenmesser ist äußerst praktisch!
Kleines Gokart von kleinen chinesischen Kindern für kleine westliche Kinder |
Hmm? |
Größentechnisch irgendwo zwischen Kalb und Pferd.. |
Das ist Missy. Missy ist groß, alt und faul. Trotz sehr engagierter Animation war sie nicht dazu zu bewegen, den Ball zurückzuholen…sie kommt nur ab und zu her und drückt sich mit aller Gewalt gegen die Beine. Aufhören tut sie erst, wenn sie genug gestreichelt wurde. Gesellschaft bekommt dieses Riesenvieh, das mich Lexa sehr vermissen lässt, durch eine halbe Portion Hund namens Bascott. Glücklicherweise kein Chiwawa, aber trotzdem zu klein. Keiner der beiden Hunde ist in der Lage, die allgegenwärtigen und herzerweichenden Manuelas zu jagen.
Sie hoppeln überall durch die Gegend, sind aber leider sehr scheu. Von den Spinnen lässt sich dies leider nicht behaupten; sie suchen wohl eher die Konfrontation…Schlangen habe ich noch keine gesehen, dafür aber eines der absoluten Must-See-Tiere: Kängurus in freier Wildbahn! Sie hopsen und schauen genau so, wie man es sich vorstellt. Ich freue mich schon auf brauchbare Fotos.
Nr. 29 |
Bier aus Österreich, gemeinsamer Lohn nach Feierabend |
Das Leben der letzten drei Tage ist mehr als sich ein Backpacker träumen lassen kann. Es gibt einen Kühlschrank, Fleisch und im Tagesdurchschnitt 2 Bier. Außerdem habe ich ein eigenes Bad, kann Waschen…es ist wirklich toll, die H.s sind ausgezeichnete Gastgeber. Die stereotypische Freundlichkeit meines aus England ausgewanderten Hostvaters ist sehr angenehm und meine Hostmutter nett und fröhlich. Da keiner hier wirklich deutsch sprechen kann (mein HV kann durch enge Freundschaft zu Österreichern einige Brocken), bin ich gezwungen, Englisch zu sprechen. Ich war doch überrascht, wie schnell man Fortschritte macht. Wenn ich hier das Haus – wohl erst zu New Year’s Eve - verlasse, werde ich einen großen Schritt weiter sein, auch wenn ich jetzt keinerlei Verständnisprobleme habe. Von Sprachbarriere keine Spur, nicht mal bei den Jungs.
Der Deal für den Nicht-Backpacker-Lebensstil ist natürlich, dass ich arbeite. Das mache ich gerne und bin froh drum. Arbeit gibt es auf dem großen Gelände genug; so habe ich zB am Samstag mit dem Whipper Snipper gewerkelt und heute mit der Kettensäge. Es war mein erstes Mal und ich hatte ziemlichen Respekt, aber anders kommt man mit dem Holz nicht zurecht.
Die Scheune - in der Substanz genauso alt wie das Haus |
Meine immer-dabei-Begleitung bei der Arbeit kommt übrigens aus Japan und hat 4,2 L Hubraum: ein geniales Auto!
Reifenschrift war schon immer geil. Selbst auf dem Gelände ist man mit dem Gerät König |
Er ist aber wirklich unverzichtbar. |
Die H.s und ich sind mittlerweile sogar so gut, dass sie mich ohne Bedenken alleine zuhause gelassen haben. Sie werden erst morgen am späten Nachmittag zurück kehren. Ich fühle mich auf Boscobel wohl, bin wunderbar aufgehoben und sehr glücklich hier zu sein. Die doch existierende Angst von Weihnachten alleine in einem versifften Hostel ist eingetauscht gegen einen geschmacklos blinkenden Weihnachtsbaum zwischen alten Sesseln.
Dank Ozonloch und UV-Strahlung immer dabei. |
Viele Grüße von
Boscobel Farm.
Boscobel Farm.
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